Hamburg. Durchblutungsstörungen in den Beinen, die durch Arterienverkalkung entstehen, werden immer häufiger mit Kathetern und Stents behandelt statt mit Operationen. "In spezialisierten Zentren werden 95 Prozent der Patienten mit diesen Techniken behandelt." Das sagte Prof. Sigrid Nikol, Chefärztin der Abteilung für Gefäßerkrankungen an der Asklepios-Klinik St. Georg, am Freitag auf dem Kardiologenkongress, der zurzeit mit mehr als 2000 Teilnehmern im CCH stattfindet.

Diese Erkrankung wird landläufig als Schaufensterkrankheit bezeichnet, weil die Betroffenen aufgrund der Durchblutungsstörung in den Beinen nur eine begrenzte Strecke gehen können und dann häufig vor Schaufenstern haltmachen, bis die Beschwerden nachlassen. Sie ist recht häufig: In Deutschland seien zehn Prozent der Menschen über 65 Jahre betroffen und 30 Prozent derjenigen, die älter als 75 Jahre sind, sagte Nikol.

Die Behandlung lag über Jahrzehnte in den Händen von Gefäßchirurgen. Doch seit einigen Jahren sind auch hier, wie in vielen Bereichen der Gefäßmedizin, die Kathetertechniken auf dem Vormarsch. Die verkalkten Gefäße können durch Ballons aufgedehnt werden, die der Gefäßspezialist unter örtlicher Betäubung durch einen Katheter von der Leiste bis zur Engstelle vorschiebt. Reicht das nicht aus, können zusätzlich spezielle Gefäßstützen aus Metall, sogenannte Stents, eingesetzt werden, um die Arterie offen zu halten. Damit seien Aufdehnungen der Blutgefäße von der Leiste bis in die Füße möglich, sagte Sigrid Nikol.

Neue Entwicklungen sind die Verwendung von medikamentenfreisetzenden Ballons, die erneute Gefäßverengungen oder -verschlüsse verhindern sollen, und das Einsetzen von Stents, die sich nach einer gewissen Zeit auflösen, wie sie neuerdings auch schon bei der Behandlung von verengten Herzkranzgefäßen benutzt werden.

Mittlerweile gibt es auch neue Ansätze, mithilfe von Stammzellen die Durchblutung wieder zu verbessern. "Zellen, die das Gefäßwachstum anregen, können aus Zellen der Plazenta und aus Nervenzellen gewonnen werden ", sagte die Gefäßspezialistin. Diese Ergebnisse aus bisherigen Untersuchungen sollen jetzt in Studien am Menschen überprüft werden.