Bonn. Sind Machos die ehrlicheren Menschen? Das Männlichkeitshormon Testosteron ist laut Untersuchungen von Wissenschaftlern der Universität Bonn nicht nur für aggressive Verhaltensweisen und Imponiergehabe verantwortlich. Es habe sich gezeigt, dass das Hormon auch das Sozialverhalten in positivem Sinne fördere, erläuterte der Neurowissenschaftler Bernd Weber vom Center for Economics and Neuroscience (CENS) gestern in Bonn.

Gemeinsam mit Forschern der Universität im niederländischen Maastricht stellten die Bonner Wissenschaftler fest, dass Testpersonen in Spielsituationen nach der Gabe von Testosteron "deutlich seltener" logen als Probanden, die nur ein Placebo erhielten. An dem Verhaltensexperiment nahmen insgesamt 91 Männer teil, die bei einem Würfelspiel in abgetrennten Kabinen angeben sollten, welche Augenzahl sie gewürfelt hatten. Je höher die Zahl war, desto größer fiel der Geldbetrag aus, den es zur Belohnung gab.

Bei dem Test habe sich gezeigt, dass die Probanden mit den höheren Testosteronwerten ehrlicher waren, berichteten die Wissenschaftler. Grund könne sein, dass das Hormon den Stolz und das Bedürfnis steigere, ein positives Selbstbild zu entwickeln. "Das Ergebnis widerspricht klar dem eindimensionalen Ansatz, dass Testosteron zu antisozialem Verhalten führt", so Prof. Armin Falk vom CENS.

Das Phänomen des Lügens sei seit Urzeiten mit großen Tabus behaftet, hieß es weiter. So verbiete etwa das achte Gebot im Juden- und Christentum, "falsch Zeugnis" abzulegen. Trotzdem spiele Lügen auf geschäftlicher und privater Ebene eine große Rolle. Wissenschaftlichen Untersuchungen sei es bislang hauptsächlich um die ökonomischen Auswirkungen und weniger um die biologischen Ursachen gegangen, so die Bonner Forscher: "Hier sind wir nun mit unserer Studie einen großen Schritt vorangekommen."