Der Sternenhimmel über Hamburg im Oktober

Hamburg. Jeder Stern, der am Himmel funkelt, ist wie unsere Sonne: eine riesige, glühend heiße Gaskugel, allerdings viel weiter von uns entfernt als unser Tagesgestirn. Während das Licht der Sonne nur achteindrittel Minuten zu uns unterwegs ist, benötigt das Licht der Sterne Jahre oder sogar Jahrhunderte, um uns zu erreichen. So richtig genießen können wir das Licht dieser fernen Sonnen im Oktober nur zwischen dem 9. und dem 20., ansonsten stört heller Mondschein.

Ein typischer Herbsthimmel zeigt sich über uns. Fast senkrecht über unseren Köpfen steht die Zickzacklinie des "Himmels-Ws", das von den hellsten Sternen der Kassiopeia gebildet wird. Dieses Sternbild ist ebenso wie der Große Wagen "zirkumpolar", also das ganze Jahr über zu sehen, da es dem Polarstern nahe genug liegt und im Laufe einer Erdrotation nicht unter den Nordhorizont sinkt. Die mittlere Spitze des "Ws" deutet in etwa in Richtung Nordstern. Darunter, tief am Nordhorizont, finden wir abends die sieben Sterne des "Großen Wagens". Das auffällige "Sommerdreieck" mit den Sternen Wega, Deneb und Atair ist bereits nach Südwesten gerückt. Und durch das Sommerdreieck zieht das Lichtband der Milchstraße hoch über unseren Kopf zum Osthorizont.

Dort funkelt der helle Stern Capella im Fuhrmann - ein typisches Wintersternbild. Viel heller als Capella leuchtet aber ein Gestirn, das kein "Funkeln" zeigt: Es ist kein Fixstern, also kein selbstleuchtender heißer Gasball wie unsere Sonne, sondern ein Planet. Es ist der "König der Planeten", der Jupiter. Rechts neben Jupiter funkelt das rötliche Auge des Stiers, der Stern Alpha Tauri oder "Aldebaran", wie er mit Eigennamen heißt. Mit bloßem Auge erkennen wir rund um Aldebaran den V-förmigen Sternhaufen der Hyaden und darüber die wie eine Miniausgabe des Großen Wagens geformte Sternengruppe der Plejaden, das "Siebengestirn".

Jupiter wird ab dem 4. Oktober rückläufig - vor dem fernen Sternenhintergrund scheint sich der Planet danach gemächlich westwärts Richtung Aldebaran und Plejaden zu bewegen, denn die schnellere Erde beginnt ihr Überholmanöver. In zwei Monaten zieht unsere Welt an Jupiter vorbei. Schon jetzt ist Jupiter praktisch die ganze Nacht über zu sehen: Anfang Oktober geht er kurz nach 21 Uhr und Ende des Monats bereits kurz nach 18 Uhr im Osten auf. Am 5. und 6. Oktober bildet der abnehmende Mond mit Jupiter ein schönes Paar.

Halbhoch in den Süden fällt uns abends ein markantes Sternenviereck auf - das "Herbstviereck", das hauptsächlich von den Sternen des Pegasus gebildet wird. Pegasus stellt der griechischen Sage nach ein weißgeflügeltes Pferd dar, das gen Himmel galoppiert und den Dichtern zu ihren Gedankenflügen verhilft.

Die drei hellsten Sterne dieses Sternbildes gehören zum "Herbstviereck", das nun halbhoch im Süden platziert ist und im Laufe der Nacht nach Westen driftet. Ein auffälliges und leicht zu merkendes Muster am Herbsthimmel! Der vierte Stern, der nordöstlichste im Herbstviereck, ist bereits der Hauptstern "Alpha" im Sternbild Andromeda. In diesem Sternbild finden wir unsere Nachbarmilchstraße, den Andromedanebel, hoch über unseren Köpfen. Als scheinbar nebeliger Lichtfleck ist er zwischen dem Himmels-W und dem Herbstviereck zu entdecken.

Mit einem Fernglas erkennen wir seine längliche Form, doch erst die Beobachtungen von Edwin Hubble in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit den damals weltgrößten Fernrohren zeigten, dass dieser Nebelfleck anders war als etwa der Orionnebel und die vielen anderen Gas- und Staubnebel unserer Milchstraße - er ist eine eigene Milchstraße mit über 200 Milliarden Sternen und weit draußen im All gelegen, jenseits unseres eigenen Sternensystems. Mit 2,2 Millionen Lichtjahren Distanz ist dieser anscheinend so winzige Nebelfleck das fernste Objekt, das wir mit bloßem Auge am Nachthimmel erkennen können.

Im Oktober kehrt auch der Komet Halley zurück - aber nur in ganz kleinen Stücken, denn alljährlich passiert die Erde im Oktober bei ihrem Rundlauf um die Sonne die Bahn von Halley. Winzige Splitter dieses "schmutzigen Schneeballs" prallen so auf unsere Lufthülle und verglühen in einem leuchtenden Schlauch aus ionisierter Luft. Die Leuchtspuren dieser Sternschnuppen scheinen alle aus dem Sternbild Orion zu stammen, und so ist dieser alljährliche Meteorschauer unter dem Namen "Orioniden" bekannt. Ungefähr 15 Sternschnuppen pro Stunde sind unter idealen Bedingungen sichtbar. Bis zum 21.Oktober steigt die Zahl dieser Schnuppen langsam an.

Vor Beginn der Morgendämmerung hat schließlich noch die helle Venus ihren Auftritt als "Morgenstern". Sie geht nun immer später auf, weil aber gleichzeitig die Sonne ebenfalls zunehmend später auftaucht, kann Venus ihre Rolle als alles überstrahlender Morgenstern bis weit in die Dämmerung hinein weiterspielen. Venus wandert durch das Sternbild Löwe und wechselt am 23. Oktober ins nächste Tierkreissternbild Jungfrau.

Spektakulär ist in diesem Monat die Begegnung von Venus mit Regulus, dem Hauptstern im Löwen. Am 3. Oktober passiert ihn Venus in nur sieben Bogenminuten (etwas mehr als ein Zehntelgrad) Distanz. Venus leuchtet dabei immerhin 150-mal heller als Regulus. Am 12. Oktober dann ein weiterer wunderschöner Anblick für das bloße Auge in der Morgendämmerung: Vor Sonnenaufgang ist die Mondsichel neben dem "Morgenstern" platziert.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann online mit einem Sternen-Podcast heruntergeladen werden: www.abendblatt.de/sterne