Wegen Lieferengpässen müssen Patienten vertröstet werden. Ersatzimpfstoffe sind umstritten

Hamburg. Hamburg wartet weiterhin auf einen Grippeimpfstoff. "Im Moment müssen wir unsere Patienten noch vertrösten, weil nicht eindeutig geregelt ist, welche Impfstoffe wir verwenden dürfen", sagt Hans-Martin Schrader, Allgemein- und Tropenmediziner in Hamburg. Dabei seien in seiner Praxis bereits die ersten Verdachtsfälle von Grippe aufgetreten.

Der Grund für dieses "Impfchaos", wie die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg es nennt: Der Impfstoff "Begripal ohne Kanüle", für den die Krankenkassen mit der Pharmafirma Novartis einen Rabatt ausgehandelt haben, wird voraussichtlich erst ab November zur Verfügung stehen. Um den Engpass zu beseitigen, haben die Krankenkassen Ersatzimpfstoffe freigegeben, die in den kommenden Tagen oder Wochen in den Apotheken ankommen sollen. Dabei handelt es sich um die Impfstoffe Fluad, Optaflu und Begripal mit Kanüle. Bis diese geliefert werden, können Patienten nur gegen Grippe geimpft werden, wenn sie vorher mit ihrer Krankenkasse die Kostenübernahme für einen alternativen Impfstoff abgeklärt haben.

Optaflu ist nur für Personen ab 18 Jahren zugelassen, Fluad nur für Menschen ab 65. Den Impfstoff für Kinder und Jugendliche können die Ärzte frei wählen, bis Begripal ohne Kanüle zur Verfügung steht.

Doch die Alternativen sind nicht unumstritten: Weil Fluad einen Wirkverstärker enthält, ist bei dem Impfstoff laut dem Informationsdienst "Arzneitelegramm" häufiger mit Reaktionen an der Injektionsstelle wie Rötung, Schwellung und Schmerz zu rechnen.

Optaflu ist nach Aussagen des "Arzneitelegramms" in den USA bisher nicht zugelassen, weil Mitglieder des Beraterkomitees der US-Arzneimittelbehörde FDA 2005 Bedenken wegen der möglichen krebserregenden Wirkung von Zellen hatten, die bei der Herstellung des Impfstoffes verwendet werden. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Deutschland, das für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, teilt hingegen mit: Dass die tumorerzeugende Wirkung der zur Anzucht der Impfviren verwendeten Zellen keine Gefährdung für den Menschen darstelle, habe sich zuletzt während der Influenzapandemie 2009/20120 gezeigt. Einer der damals verwendeten Impfstoffe sei mit Zellen derselben Zellbank genauso hergestellt worden wie Optaflu. Er wurde "weltweit hunderttausendfach angewendet, ohne dass über eine durch den Impfstoff verursachte Tumorentstehung berichtet wurde".