Bis zu 26 Millionen Tonnen Fisch landen weltweit pro Jahr unrechtmäßig im Netz. WWF fordert Nutzung von Überwachungssystemen für EU-Flotte.

Berlin. Bis zu 26 Millionen Tonnen Fisch, so schätzen Experten, landen weltweit pro Jahr womöglich unrechtmäßig in den Netzen - das wäre ein Viertel des globalen Fischfangs. Um diese illegale Fischerei einzudämmen, sollen Staaten Satellitenüberwachungen nutzen, forderte gestern die Umweltschutzorganisation WWF in Berlin. Dabei bezog sie sich auf das Automatic Identification System (AIS), das Schiffe weltweit nutzen, um Kollisionen zu vermeiden. In der EU sind dem WWF zufolge knapp 3000 Fischereischiffe ab einer Länge von 24 Metern verpflichtet, ein AIS-Gerät mitzuführen; weltweit gelte dies für Schiffe ab 30 Metern.

Prinzipiell kann jeder, der ein AIS-Gerät kauft, via Satellit die Position sowie Name, Größe und Geschwindigkeit von Schiffen abrufen, die sich im Umkreis von 100 Kilometern aufhalten. Doch nur die Betreiber der Satelliten können großflächig Routen erfassen und speichern. Die Betreiber machen ihre Daten in der Regel nicht öffentlich, aber sie erlauben die Nutzung gegen Geld. Diesen Umstand nutzte der WWF und kaufte von der US-Firma Orbcomm AIS-Daten. Anschließend hätten sie die Daten ausgewertet und so die Routen einzelner Schiffe nachvollzogen, sagte Alfred Schumm, Leiter des globalen Fischereiprogramms des WWF.

Ergebnis: Anhand von Bewegungsmustern und Geschwindigkeiten hätten sie Hinweise erhalten, ob ein Schiff gefahren sei oder gefischt habe - und ob Letzteres illegal in einem Schutzgebiet geschehen sei. Zwar könne die Besatzung das AIS-Gerät ausschalten, bevor sie in ein Schutzgebiet fahre. Insofern seien Routen nicht immer lückenlos zu verfolgen. Und selbst wenn sich durch andere Hinweise zeigen lasse, dass ein Schiff ein Schutzgebiet durchquert habe, könnten Kontrolleure bisher nicht beweisen, dass der Fisch an Bord tatsächlich auch in diesem Schutzgebiet gefangen wurde. In jedem Fall lieferten die Satellitendaten aber starke Indizien, so Schumm: "Wenn einer abschaltet, läuft wahrscheinlich etwas falsch."

Staatliche Stellen in der EU sollten deshalb künftig auf AIS-Daten zugreifen, um den Druck auf die Fischer zu erhöhen, forderte Schumm. Allein ein Verdacht könne viel bewirken. "Fischereiunternehmen tun alles, um nicht beschuldigt zu werden, sie hätten illegal gefischt. Das würde ihren Ruf schädigen." Zudem sollten AIS-Geräte auch für kleinere Fischereischiffe verbindlich eingeführt werden, sagte Schumm. "Ein großer Schritt wäre, wenn die satellitengestützte Rückverfolgbarkeit für die gesamte EU-Flotte und alle Schiffe, die europäische Häfen anlaufen, zur Pflicht gemacht wird."