Prof. Peter Siemund, Landesexzellenzcluster LiMA, Universität Hamburg:

Das Gerücht geht auf ein Missverständnis des deutschen Ethnologen Franz Boas zurück, der im späten 19. Jahrhundert die Sprache der Inuit erforschte. Er notierte verschiedene Wörter, die jeweils mit dem Begriff Schnee zu tun hatten. Dabei handelte es sich jedoch um Satzelemente wie "Schnee, der am Boden liegt". In den eskimo-aleutischen Sprachen lässt sich die Grenze zwischen Wort und Satz nur schwer ziehen. Der Satzteil "Schnee, der auf deiner sommergesprossten Nase landet" könnte dort in einem Wort zusammengefasst werden, wäre also kein neues Wort für Schnee. Franz Boas übersah außerdem, dass es auch im Deutschen mehrere Wörter für Schnee gibt, etwa "Graupel", "Hagel" und "Firn".