Washington. Forscher haben einen weiteren Beleg für die hohe Intelligenz von Krähen gefunden: Die Rabenvögel besitzen die Fähigkeit, von einem Phänomen auf seine versteckte Ursache zu schließen. Sie begreifen etwa, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen einem Stock, der sich scheinbar von selbst bewegt, und einem Menschen, der kurz darauf ein Versteck in der Nähe des Stocks verlässt. Das hat ein Forscherteam in Experimenten mit Neukaledonien-Krähen herausgefunden. Bisher galt die Fähigkeit, solche Schlussfolgerungen zu ziehen, als reine Domäne des Menschen, berichten die Forscher im Fachjournal "PNAS".

Für das Experiment lernten acht Krähen zunächst, Futter aus einem Kasten herauszuangeln. Während die Vögel damit beschäftigt waren, betraten Menschen die Voliere. Mal verschwand einer hinter einem Vorhang und bewegte einen für die Vögel sichtbaren Stock, mal taten die Menschen nichts, und in der dritten Anordnung bewegte sich der Stock, ohne dass vorher Menschen in die Voliere gekommen waren.

Tatsächlich unterschied sich das Verhalten der Krähen nach den drei Durchgängen deutlich: Die Vögel blieben misstrauischer und untersuchten Stock und Vorhang intensiv, wenn augenscheinlich kein Mensch als Auslöser für die Bewegungen infrage kommen konnte. In dem Durchgang, in dem der versteckte Mensch den Käfig sichtbar verlassen hatte, sei dies nicht vorgekommen. Diese Unterschiede zeigten, dass die Krähen den Zusammenhang zwischen der Gegenwart eines Menschen und dem sich bewegenden Stock erkannt hätten - auch wenn der Mensch zum Zeitpunkt der Stockbewegung für sie nicht sichtbar war.

Die Fähigkeit zu überlegen, warum sich ein unbelebtes Objekt bewegt, sei in vielen Situationen ein großer Vorteil, schreiben die Forscher.