Die Zahl der Tierversuche in Deutschland ist seit 2000 von 1,8 Millionen auf fast 2,9 Millionen im Jahr 2010 gestiegen; darunter waren rund 2,4 Millionen Mäuse und Ratten, 90 000 Kaninchen, 3000 Hunde und 2800 Affen. Für Kosmetika sind die Tests zwar verboten, für bestimmte Chemikalien und für wissenschaftliche Zwecke sind sie aber erlaubt. Der wichtigste Grund für den Anstieg, so das für den Tierschutz zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium, sei der verstärkte Einsatz von transgenen (gentechnisch veränderten) Tieren, die "Erkenntnisgewinne zu bestimmten Krankheiten" ermöglichten.

Die Entwicklung alternativer Methoden dagegen kommt nur langsam voran. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) verleiht alle zwei Jahre den mit 50 000 Euro dotierten Ursula-M.-Händel-Tierschutzpreis, fördert aber derzeit kein einziges Projekt, das sich hauptsächlich mit Ersatz- oder Ergänzungsmethoden zum Tierversuch beschäftigt. Es seien zuletzt keine Anträge eingereicht worden, sagt DFG-Sprecher Marco Finetti.

Seit der letzten Abendblatt-Anfrage Ende 2010 hat sich damit bei der DFG-Förderung von Alternativen nichts geändert. Finetti betont allerdings, dass es etliche geförderte Projekte gebe, in denen bereits Alternativen zum Tierversuch genutzt würden. "Es gibt bei der Suche nach Alternativen ein Defizit, das ist ganz klar", sagt Prof. Gerald Heldmaier, der Vorsitzende der DFG-Senatskommission für tierexperimentelleForschung. "Wir überlegen, wie wir diese Lücke etwa durch die Einrichtung von Stiftungsprofessuren schließen können."