Für Leben nötige Moleküle schon bei der Entstehung von Sonnensystemen vorhanden

Garching. Astronomen haben erstmals eine Form von Zucker nahe einem jungen Stern entdeckt. Mit dem Radioteleskop "ALMA", das in der Atacamawüste im Norden Chiles steht, analysierte das internationale Team Licht aus der Umgebung einer 400 Lichtjahre entfernten Sonne und fand in dessen Spektrum Hinweise auf einfache Zuckermoleküle. Der Fund zeige, dass diese Grundzutat für die Entstehung von Leben bereits in sich noch bildenden Sonnensystemen vorhanden sei, heißt es in einer Mitteilung der Forscher um Jes Jørgensen vom Kopenhagener Niels-Bohr-Institut, die gestern von der Europäischen Südsternwarte Eso veröffentlicht wurde.

"In der Scheibe aus Gas und Staub, die diesen neu entstandenen Stern umgibt, haben wir Glycolaldehyd gefunden. Das ist eine einfache Art von Zucker, gar nicht so unterschiedlich von dem Zucker, den wir in unseren Kaffee tun", zitiert die Eso Jørgensen. "Dieses Molekül ist eine der Zutaten bei der Entstehung von RNA, und die wiederum ist - genau wie die mit ihr verwandte DNA - einer der Grundbausteine von Leben." Die RNA ist im Erbgut von bestimmten Viren vorhanden und spielt eine Rolle beim Ablesen der Gene in höheren Lebewesen.

Es ist nicht der erste Fund von Glycolaldehyd im Weltall. Die einfachen Zuckermoleküle waren auch bereits in den interstellaren Molekülwolken G31.41+0.31 und Sagittarius B2 nachgewiesen worden. Erstmals fanden die Astronomen den Zucker nun jedoch in einem entstehenden Sonnensystem. "Die große Frage ist: Wie komplex können diese Moleküle werden, bevor sie Bestandteil der neu entstandenen Planeten werden?", schreibt Jørgensen, dessen Team die Entdeckung im Fachblatt "Astrophysical Journal Letters" vorstellt. "Die Antwort verspricht Hinweise darauf, wie Leben auf anderen Planeten entstehen kann - "ALMA"-Beobachtungen werden eine wichtige Rolle dabei spielen, dieses Rätsel zu lösen."

ALMA (Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array) ist ein Verbund aus 66 Antennen, die Licht bei Wellenlängen im Millimeter- und Submillimeterbereich erfassen.