Potsdam. Die Masse aller Lebewesen auf Erden (Biomasse) ist deutlich geringer als bislang angenommen. Das zeigen deutsch-amerikanische Untersuchungen unter Leitung des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) und der Universität Potsdam. Demnach leben deutlich weniger Mikroorganismen im Meeresboden, als ältere Sedimentproben vermuten ließen.

Alle irdischen Lebewesen sind aus Kohlenstoffverbindungen aufgebaut. Deshalb dient Kohlenstoff als Maßstab für die Biomasse. Schätzungen gingen bisher davon aus, dass alles Lebendige insgesamt tausend Milliarden Tonnen Kohlenstoff auf die virtuelle Waage bringt. 55 Prozent werden den Landpflanzen zugeschrieben, etwa 30 Prozent einzelligen Mikroorganismen, die in den Meeresböden leben. Der hohe Anteil dieser Organismen leitete sich von Sedimentuntersuchungen in Küstennähe ab. Diese Meeresgebiete sind jedoch überdurchschnittlich nährstoffreich und produktiv.

Die Potsdamer Forscher um Dr. Jens Kallmeyer und Kollegen der Rhode-Island-Universität nördlich von New York nahmen nun Bohrproben in zentralen Gebieten des Südpazifiks und anderen Meeresregionen, die besonders nährstoffarm sind. Ergebnis: Nicht 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff stecken in den Einzellern im Meeresgrund, sondern nur vier Milliarden Tonnen.

Die Forscher halten es für erforderlich, auch die Kohlenstoff-Biomasse in tiefen Sedimenten an Land zu berechnen. Das Schlüsselelement des Lebens ist Teil eines übergeordneten globalen Kohlenstoffkreislaufs, zu dem auch der Kohlenstoffgehalt der Atmosphäre gehört (in Form der Treibhausgase Kohlendioxid und Methan), der Einfluss auf die Klimaentwicklung hat.