Um optimal bestäubt zu werden, haben Blumennesselgewächse ein Repertoire an Tricks parat

Bonn/Berlin. "Verhalten" ist eigentlich etwas, das mit Tieren und nicht mit Pflanzen verbunden wird. Blumennesselgewächse verfügen jedoch über ein außergewöhnlich komplexes Verhaltensrepertoire, um die Fremdbestäubung durch Insekten zu optimieren. Sie erinnern damit eher an Tiere und sind in ihrer Komplexität im Pflanzenreich unerreicht. Wissenschaftler der Universität Bonn und der Freien Universität Berlin haben detailliert untersucht, auf welche Reize die außergewöhnlichen Pflanzen reagieren, und beschreiben dies in der Fachzeitschrift "Plos One".

Die vor allem in Südamerika vorkommenden Pflanzen mit den farbenfrohen komplizierten Blüten versuchen, nicht mit ihrem eigenen Blütenstaub, sondern mit dem Pollen einer Artkollegin bestäubt zu werden, um so das Erbgut besser mischen und damit anpassungsfähiger sein zu können. Dafür haben sich die Blumennesselgewächse einiges "einfallen" lassen: Nektar produzieren die Blüten nur nach Stunden nach; dadurch fliegen Insekten, die nicht fündig werden, direkt zur nächsten Pflanze weiter und probieren es gar nicht erst an der Nachbarblüte derselben Pflanze. Außerdem können die Staubgefäße in nur zwei bis drei Minuten zur Blütenmitte bewegt werden, um den Pollen auf das nächste Insekt abzuladen - ein Verhalten, das von keiner anderen Pflanzenfamilie bekannt sei, so die Forscher. Schließlich verlängern die Pflanzen die Lebenszeit ihrer Blüten sogar um ein Vielfaches, wenn kein Insekt vorbeikommt.