Marburg. Wer häufig in Ohnmacht fällt, dem liegt dies wahrscheinlich in den Genen. Die Neigung, bei Schmerzen, Schock oder beim Anblick von Blut das Bewusstsein zu verlieren, wird geerbt. Das zeigt die Studie eines deutsch-australischen Forscherteams an ein- und zweieiigen Zwillingspaaren.

Bei den eineiigen Zwillingen seien doppelt so häufig beide Geschwister von häufigen Ohnmachtsanfällen betroffen gewesen wie bei den zweieiigen. Das sei ein starkes Indiz für eine genetische Komponente, berichten Karl-Martin Klein von der Philipps-Universität Marburg und Kollegen im Fachmagazin "Neurology". Das Ergebnis deute auf eine komplexe Vererbung hin, an der zahlreiche Gene beteiligt seien.

"Jeder Vierte erlebt mindestens einmal in seinem Leben eine sogenannte vasovagale Ohnmacht", schreiben die Forscher. Dabei handele es sich um eine Reflexreaktion, bei der sich die Blutgefäße weiten. Dadurch sinken Blutdruck und Herzfrequenz kurzzeitig ab und das Gehirn wird schlechter durchblutet - es wird einem schwummerig und man fällt in Ohnmacht. Ausgelöst wird diese Reaktion oft durch starke emotionale Reize wie Schreck oder plötzlicher Stress.

Bislang sei umstritten gewesen, ob die Neigung zu solchen Ohnmachtsanfällen eher genetisch oder durch Umweltfaktoren beeinflusst sei, sagt Studienleiter Samuel Berkovic von der Universität von Melbourne (Australien). Jetzt zeige sich, dass die erbliche Veranlagung dann ausschlaggebend sei, wenn die Ohnmachtsanfälle häufig auftreten und durch die typischen Auslöser verursacht werden. Bei seltenen Blackouts ohne klassische Auslöser spielten Umweltfaktoren die größte Rolle.

Für ihre Studie hatten die Forscher in Australien 51 Zwillingspaare untersucht, bei denen wenigstens eines der beiden Geschwister an häufigen Ohnmachten litt. 33 waren eineiige, 18 zweieiige Zwillinge.