Hamburg/Windhuk. In Namibia haben Forscher das größte optische Teleskop der Welt angeschaltet. Der Spiegel des Instruments habe einen Durchmesser von 28 Metern und komme damit auf eine Lichtsammelfläche von 612 Quadratmetern, wie die Gruppe Astroteilchenphysik um Prof. Dieter Horns von der Uni Hamburg mitteilte, die an der Entwicklung beteiligt war.

Das neue Teleskop erweitert das sogenannte H.E.S.S.-Experiment, zu dem vier seit 2004 betriebene 12-Meter-Teleskope gehören. Mithilfe der Anlage wollen Forscher der kosmischen Strahlung auf die Spur kommen, einem Phänomen, das 1912 vom österreichischen Physiker Victor Hess entdeckte wurde, dessen Ursprung aber bis heute unklar ist. Als wahrscheinlich gilt bisher, dass die Strahlung hauptsächlich bei Sternenexplosionen entsteht.

Aus dem All prasseln unablässig ultrakleine Teilchen auf die Erde, etwa Photonen (Lichtteilchen), Heliumkerne, Protonen und Neutrinos. In der Atmosphäre stoßen sie sekundäre Teilchen an, die - gewissermaßen als verlängerter Arm der Primärteilchen - in die Erde eindringen und dort absorbiert werden. Sie haben das biologische Erbgut der Erde über Jahrmillionen beeinflusst, sie sind ein Motor der Evolution, so nehmen es Forscher zumindest an. Wenn die Sekundärteilchen durch die Atmosphäre sausen, entstehen blaue Blitze. Diese sogenannte Cherenkov-Strahlung ist für das menschliche Auge unsichtbar, mit Teleskopen wie dem H.E.S.S.-Experiment aber zu erfassen.

Als bisher größte optische Teleskope galten die beiden MAGIC-Teleskope auf der Kanareninsel La Palma mit einem Spiegeldurchmesser von jeweils 17 Metern und einer Lichtsammelfläche von je 236 Quadratmetern.