Eigentlich sollte eine Prostata-Operation das Leiden des Patienten lindern. In vielen Fällen bringt die Entnahme der Prostata aber schwerwiegende gesundheitliche Folgen für die betroffenen Männer mit sich.

Berlin. Eine Studie, die Anlass zur Sorge macht: In vielen Fällen bringt die Entnahme der Prostata jedoch schwerwiegende gesundheitlich Folgen für die betroffenen Männer mit sich, wie eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Studie der Barmer GEK ergab. So klagten etwa 70 Prozent der befragten Männer ein Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt über Erektionsprobleme und Inkontinenz. Experten raten bei der Diagnose Prostatakrebs eher zur genauen Beobachtung statt zu einem schnellen Eingriff.

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Erektionsstörungen sind nur ein Problem, mit dem sich die Betroffenen abfinden müssen. 53 Prozent der befragten Männer klagten über sexuelles Desinteresse und rund 16 Prozent über Harninkontinenz. Zudem bestätigten 20 Prozent der Befragten im Zusammenhang mit der Operation Blutungen oder Darmverletzungen. Für die Erhebung wurden 1.165 Patienten befragt, die im Durchschnitt 67,6 Jahre alt waren.

Entfernung der Prostata nicht immer die richtige Entscheidung

Angesichts dieser Zahlen warnte Eva Maria Bitzer vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung in Hannover und Mitautorin der Studie vor übereiligen Behandlungen. Gerade beim Prostatakrebs müsse die Behandlung nicht automatisch Operation, Bestrahlung oder Medikamente nach sich ziehen, sagte Bitzer. „Aktive Überwachung“ oder das „langfristige Beobachten“ seien daher echte, nebenwirkungsärmere Alternativen.

Auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, gab zu bedenken: Nicht immer sei die Entfernung der Prostata die richtige Entscheidung. „Ein kontrolliertes Zuwarten ist vielleicht die richtige Alternative“, sagte Schlenker.

Rund 83.000 Prostata-Behandlungen im vergangenen Jahr

Prostatakrebs ist nach Hautkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern. Rund ein Viertel aller Krebserkrankungen bei Männern betrifft die Prostata. Pro Jahr sterben Schlenker zufolge 13.000 Männer an Prostatakrebs. Damit läge die Zahl der Fälle in Deutschland im internationalen Vergleich auf „hohem Niveau“, betonte Schlenker. So seien im vergangenen Jahr rund 83.000 Männer wegen Prostatakrebs in einer deutschen Klinik behandelt worden. Trotz der weit höheren Bevölkerungszahl seien es in den USA eben so viele gewesen.

Die Gesamtkosten für die stationäre Behandlung von Prostatakrebs-Patienten beliefen sich 2011 für die gesetzlichen Krankenkassen auf rund 364 Millionen Euro.

Unter Berücksichtigung des demografischen Wandels blieb die Zahl der Behandlungen in Krankenhäusern im Zeitraum zwischen 1994 und 2011 mit 14,7 Fällen je 10.000 Männern konstant. Ungeachtet des demografischen Wandels stieg die Zahl der Fälle von 14,7 (1994) auf 20,9 (2011) pro 10.000 Männer und damit um 40 Prozent. „Allein die Alterung der Bevölkerung ist für diesen Anstieg verantwortlich“, sagte Schlenker. (dapd)