Durch steigende Wassertemperaturen können Vibrio-Krankheitserreger mittlerweile überleben

London. Durch den Klimawandel vermehren sich krank machende Bakterien in der Ostsee. Bereits jetzt infizierten sich in warmen Sommern immer mehr Menschen mit Vibrio vulnificus, einem Erreger von Wundinfektionen, Durchfall und Blutvergiftungen, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachmagazin "Nature Climate Change". Auch der eng verwandte Cholera-Erreger, Vibrio cholerae, sei auf dem Vormarsch. Ursache für die Ausbreitung der Bakterien sei das wärmer werdende Meerwasser.

Für jedes Grad, das sich die Ostsee zukünftig erwärme, werde sich die Anzahl der Krankheitsfälle um fast das Doppelte erhöhen. Betroffen von diesem steigenden Infektionsrisiko seien vor allem die dicht besiedelten Küsten der mittleren und südlichen Ostsee. Neben Dänemark und Südschweden betrifft dies auch Deutschland und Polen.

"Dies ist einer der ersten Belege dafür, dass der Klimawandel Vibrio-Krankheitserreger auch in gemäßigte Regionen vordringen lässt", schreiben die Forscher. Neben dem Cholera-Erreger Vibrio cholerae kommt in warmem Meerwasser vor allem das Bakterium Vibrio vulnificus vor. Gelangt es über Wunden in den Blutkreislauf oder ist das Immunsystem geschwächt, kann es auch lebensbedrohliches Fieber und eine Blutvergiftung auslösen.

Die Bakterien der Vibrio-Gruppe bevorzugen normalerweise Wasser von mindestens 15 Grad Celsius sowie niedrige Salzgehalte. Lange Zeit war die Ostsee in weiten Teilen zu kalt, sodass die Erreger nicht auf Dauer überleben konnten. Durch den Klimawandel hat sich dies geändert. Allein zwischen 1982 und 2007 seien die Wassertemperaturen in der Ostsee um 1,35 Grad angestiegen, so die Forscher. Die Ostsee sei damit das sich am schnellsten erwärmende Meeresökosystem.