Beobachtungen der Oberfläche verraten Bewegungen im Inneren
Katlenburg-Lindau. Die inneren Bewegungen der Sonne sind viel langsamer als vorhergesagt. Anstatt mit der Geschwindigkeit eines Düsenflugzeugs, wie bisher geglaubt, strömt das Plasma dort im Schritttempo. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) im Fachmagazin "Proceedings".
In ihrem äußeren Drittel gleicht die Sonne einem Topf mit kochendem Wasser: Getrieben von der gewaltigen Hitze im Innern des Sterns steigt heißes Plasma auf, kühlt weiter oben ab und sinkt dann wieder hinunter. Dieser Vorgang, die Konvektion, transportiert Energie nach außen. Den Forschern ist es nun erstmals gelungen, die Vorgänge in der Konvektionsschicht aus direkten Beobachtungen der Sonnenoberfläche abzuleiten. Überraschenderweise stellte sich heraus, dass die Strömungsgeschwindigkeiten in 55 000 Kilometer Tiefe kleiner als einige Meter pro Sekunde sind. Das sei 100-mal weniger als numerische Modelle solarer Konvektion vorhersagen.
Schlüssel zu den Ergebnissen waren Daten des Nasa-Sonnenobservatoriums SDO. Erreicht eine solare akustische Welle, die im Innern der Sonne gefangen ist, die Oberfläche, bewegt sie diese - und kann erfasst werden. Auf diese Weise konnten die Forscher die Zeit messen, die eine solare akustische Welle braucht, um sich von einem Punkt an der Sonnenoberfläche durch das Innere zu einem anderen Punkt an der Oberfläche auszubreiten. Dabei beeinflussen die Konvektionsströme die Ausbreitungsgeschwindigkeit.
(HA)