Das hydraulische Bauwerk mit Schleusen sammelte Wasser der Stadt Tikal in Guatemala

Tikal. Die Maya schufen mit einfachsten Werkzeugen bereits ein erstaunlich effektives Wassersystem. Das zeigen neue Ausgrabungen in der Mayastadt Tikal in Guatemala. Schon vor 1700 Jahren filterten sie dort ihr Trinkwasser und reinigten es in einer Art Kläranlage. Reservoire, Kanäle und eine neu entdeckte Schaltstation sorgten dafür, dass das Wasser nach Regenfällen optimal auf die Speicher verteilt und später abgezapft werden konnte. Die Archäologen entdeckten zudem einen gewaltigen, mehrschichtigen Damm mit Schleusen. Er repräsentiere das größte bekannte hydraulische Bauwerk des gesamten Mayagebiets, berichten sie im Fachmagazin "Proceedings".

Der neu entdeckte Palastdamm wurde während der klassischen Mayaperiode etwa ab dem Jahr 250 nach Christus errichtet. Er ist 80 Meter lang und zehn Meter hoch und umfasst ein Volumen von mehr als 14 000 Kubikmeter Material. "Ausgrabungen zeigen, dass sein Kern aus einer Mauer aus zurechtgehauenen Steinen besteht", schreiben die Forscher. Diese sei durch einen massiven Wall aus Erde und Steinen verstärkt und später mit einer Deckschicht aus passend aneinandergefugten Steinen versiegelt worden.

Nach Angaben der Forscher diente der Palastdamm dazu, das Wasser aufzufangen, das von den vielen gepflasterten Steinflächen in der Innenstadt von Tikal abfloss. Der Damm bildete das untere Ende eines gewaltigen Reservoirs, das fast 75 000 Kubikmeter Wasser fasste. Um ihr Trinkwasser zu reinigen, bauten die Maya an den Ausflüssen mehrerer Reservoire Absetzbecken für Schwebstoffe sowie Sandfilter ein, wie die Forscher feststellten.