Asiatische Einwanderer kamen etappenweise über die Beringstraße

London. Die ersten Menschen Amerikas besiedelten den Kontinent in mindestens drei Wellen. Die meisten heutigen Ureinwohner Nord- und Südamerikas stammen von der frühesten dieser Einwanderungswellen ab. Sie ereignete sich vor 15 000 Jahren. Das berichtet ein internationales Forscherteam im Fachjournal "Nature". Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler mehr als 300 000 DNA-Sequenzen amerikanischer Ureinwohner analysiert - angefangen bei kanadischen Eskimos bis hin zu chilenischen Indios.

Aufgrund widersprüchlicher Funde sei bisher umstritten gewesen, ob die Besiedelung des Kontinents aus Asien über die Beringstraße nur einmal oder mehrfach geschehen sei. Die Ergebnisse der Studie belegen nun eindeutig, dass es nach der ersten noch mindestens zwei weitere, wenn auch kleinere Einwanderungswellen gegeben habe.

"Die Erforschung der amerikanischen Ureinwohner ist aufgrund ihrer heutigen starken Vermischung mit Europäern und Afrikanern sehr kompliziert", sagt Studienkoordinator Andres Ruiz-Linares vom University College London. Während sich Europäer wie Afrikaner erst in den vergangenen 500 Jahren unter die Ureinwohner des Kontinents mischten, kamen die ersten Einwanderer bereits vor mehr als 15 000 Jahren von Sibirien nach Amerika. Dazu wanderten sie über die Beringstraße, eine Landbrücke zwischen Asien und Amerika, die während der Eiszeit noch existierte.

"Die amerikanische Ur-Bevölkerung zeigt mindestens drei Abstammungslinien auf", berichtet Koautor David Reich von der Harvard Medical School in Boston. Der ersten großen Einwanderungswelle seien noch zwei weitere, kleinere gefolgt. Die genetische Spuren dieser späteren Besiedler fanden die Forscher vorwiegend in der Bevölkerung arktischer Regionen Nordamerikas. So stamme die Hälfte des Erbguts der Aleut sprechenden Eskimos von Einwanderern der zweiten Welle. Das im Norden Kanadas lebende Volk der Chipewyan trage noch in rund zehn Prozent ihrer Gene das Erbe der dritten Einwanderungswelle mit sich, sagen die Forscher.