Wien. Große Säugetiere unserer Breiten reduzieren im Winter ihren Stoffwechsel und damit ihren Energiebedarf deutlich. Ist die winterliche Stoffwechselreduktion eine direkte Folge des Futtermangels oder erfolgt sie unabhängig vom Nahrungsangebot? Das überraschende Ergebnis: Rotwild reduziert seine Stoffwechselrate egal, wie üppig oder karg das winterliche Nahrungsspektrum ist, fanden Mitarbeiter des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna (Wien) heraus.

Die Forscher setzten dabei modernste Telemetrietechnik zusammen mit computergesteuerten Fütterungsautomaten ein. 15 Rothirschkühen wurden Miniatursender in die Netzmägen eingebracht, die die Herzschlagrate, ein gutes Maß der Stoffwechselintensität, und die Temperatur der Tiere im Körperinneren 18 Monate lang aufgezeichneten. Jedes Tier bekam abwechselnd vier Wochen lang bestes Futter so viel es wollte, gefolgt von vier Wochen reduzierter Futtergabe, die den winterlichen Nahrungsengpass simulierte.

Wie zu erwarten war, bewirkte die Futterreduktion eine Reduktion der Herzschlagrate. Diese Reduktion war jedoch gering im Vergleich zu den gewaltigen, jahreszeitlich bedingten Unterschieden. Schlug das Herz der Tiere im Mai noch 65 bis 70 mal pro Minute, fiel ihre Pulsfrequenz im Winter bis auf 40 Schläge pro Minute.

Auch der enorme Anstieg der Herzschlagrate im Frühling erfolgte unbeeinflusst vom Nahrungsangebot. Ob die Tiere gerade im Schlaraffenland lebten oder auf Diät waren, hebelte den jahreszeitlichen Effekt nicht aus. Wie Winterschläfer folgen die Tiere einem inneren Programm.