Geesthacht. Viele Enteisungs- und Frostschutzmittel enthalten Benzotriazole, Chemikalien, die Korrosion verhindern. Diese nützen Autos und Flugzeugen, schaden aber womöglich der Umwelt. Für Wasserorganismen sind Benzotriazole als giftig eingestuft. Der Umweltwissenschaftler Hendrik Wolschke vom Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht hat nun erstmals nachgewiesen, dass Benzotriazole nicht nur in Rhein, Elbe, Weser und Ems zu finden sind, wie bereits Studien gezeigt haben, sondern auch in der Nordsee.

Benzotriazole sind gut wasserlöslich, lassen sich schwer binden und werden nur schwer biologisch abgebaut. Sie können Kläranlagen nahezu ungehindert passieren. Von dort gelangen sie in Gewässer. Von Bord des Forschungsschiffs "Ludwig Prandtl" nahm Wolschke Proben aus Rhein, Elbe, Weser und Ems; für die Proben aus der Deutschen Bucht war er mit dem Forschungsschiff Heinke unterwegs.

In allen Proben wies der Umweltwissenschaftler Benzotriazole nach, wobei er feststellte, dass die Konzentration in den Flüssen um ein Vielfaches höher liegt als in der Nordsee. Im Küstenbereich der Nordsee fand er im Mittel 20 Milliardstel Gramm Benzotriazole pro Liter Wasser. In dieser extrem geringen Konzentration seien die Chemikalien für den Menschen nicht gesundheitsschädlich, sagt Wolschke. Die Auswirkungen für die Umwelt lassen sich ihm zufolge derzeit nur schwer abschätzen. Deshalb müssten die Verbreitung und die Langlebigkeit von Benzotriazolen weiter untersucht werden.