Hamburg. Wie es bei der Narkose zur Bewusstlosigkeit kommt, haben jetzt Forscher des Uniklinikums Eppendorf (UKE) und der Universität Tübingen herausgefunden. Das Narkosemittel Propofol löst in der Großhirnrinde eine starke Aktivität von Nervenzellen aus, die einen Zusammenbruch der Informationsverarbeitung im Gehirn und damit den Verlust des Bewusstseins zur Folge hat. Über die Studie berichten Dr. Gernot Supp und Prof. Andreas Engel vom UKE und die beteiligten Tübinger Forscher im Fachjournal "Current Biology".

In ihrem Experiment haben die Wissenschaftler die Gehirnaktivität der Versuchspersonen bei steigender Dosierung des Narkosemittels mithilfe der Elektroenzephalografie gemessen. Dabei wurde der Übergang vom Wachzustand bis in die tiefe Bewusstlosigkeit in sieben Stufen herbeigeführt. Auf jeder Stufe erhielten die Versuchspersonen elektrische Reize am Handgelenk. Dann wurde gemessen, wie die Großhirnrinde auf diese Reize reagiert.

Dabei stellten die Forscher fest, dass die Reize auch bei fortgeschrittener Bewusstlosigkeit noch in der Großhirnrinde ankommen, aber nicht mehr an andere Hirnregionen weitergegeben werden können. "Das ist vergleichbar mit einer Nachricht, die zwar in der Mailbox ankommt, dort aber feststeckt und nicht weitergeleitet werden kann", sagte Supp. Bislang war die Wissenschaft davon ausgegangen, dass bei einer Narkose kaum noch Umweltreize die Großhirnrinde erreichen.

Die Studie könnte helfen, die Wirkung der Medikamente zu erklären

In ihrer Studie kommen die Forscher zu dem Schluss, dass der Zusammenbruch der Kommunikation im Gehirn der Schlüssel für den durch Medikamente herbeigeführten Verlust des Bewusstseins sein könnte. Ist dieser Mechanismus auch bei anderen Narkosemitteln zu finden, könnte das ein bedeutender Schritt zu Erkenntnissen über die Funktionsweise dieser Medikamente sein.