Die junge Raumfahrernation China kann einen Erfolg für sich verbuchen: Shenzou ist erfolgreich zurück gekehrt. Die USA bleiben skeptisch.

Peking. Nach zwei erfolgreichen Andockmanövern an der zukünftigen chinesischen Raumstation kehrte die Trägerrakete "Shenzou 8" unbeschadet auf die Erde zurück . Bisher ging bei diesem Vorhaben nur Deutschland eine Kooperation mit der Volksrepublik ein. Doch der Erfolg der ersten deutsch-chinesischen Kooperation im Weltraum hat eine neue Debatte ausgelöst: Sollen andere Länder mit China im All zusammenarbeiten? Besonders in den USA gibt es großen politischen Widerstand. Die Gegner einer solchen Kooperation haben sicherheitspolitische Bedenken, empfinden die junge Raumfahrernation eher als strategischen Gegenspieler. Immerhin steht Chinas Raumfahrtprogramm auch unter dem Kommando der Volksbefreiungsarmee. Chinas Generälen ist wie ihren Kollegen in den USA bewusst, wie wichtig der Weltraum für die Kriegsführung der Zukunft ist.

Dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) geht es bei seiner „bahnbrechenden“ Kooperation mit China allerdings allein um wissenschaftliche Forschung in der Schwerelosigkeit. „Sicherheitsrelevante Technologien spielen hier keine Rolle“, sagt das DLR-Vorstandsmitglied Gerd Gruppe der Nachrichtenagentur dpa in Peking. „Die Zusammenarbeit sehen wir als Chance – denn mit China ergibt sich eine dritte Option für Weltraummissionen neben den USA und Russland.“ Auch die deutsche Politik begrüße die Kooperation.

„In der Tat gibt es auf amerikanischer Seite zum Teil Vorbehalte, wenn es um die Zusammenarbeit mit China geht“, räumt Gruppe ein. Seit ein paar Wochen werde das Thema aber „durchaus unterschiedlich diskutiert“. Tatsächlich hat sich sogar Nasa-Chef Charlie Bolden nach dem Start von „Shenzhou 8“ für eine mögliche Forschungskooperation mit China ausgesprochen, die auch eine Brücke zwischen beiden Ländern bilden könnte. Er nannte dafür die Vermeidung von Weltraummüll, Antworten auf Notfälle im All oder wissenschaftliche Projekte.

Der US-Raumfahrtbehörde sind aber die Hände gebunden. Der einflussreiche Kongressabgeordnete Frank Wolf hatte in den diesjährigen Nasa-Haushalt schreiben lassen, dass kein Geld in eine Wissenschaftskooperation mit China fließen dürfe. Der Republikaner begründete dies mit Chinas Aufstieg zur Militärmacht und auch mit Menschenrechtsverletzungen. Aber deuten die Äußerungen des Nasa-Chefs eine mögliche Wende an? „Ich sehe keine Hinweise dafür“, ist sich der australische Raumfahrtexperte Morris Jones sicher. „Die USA werden sich nicht mit China einlassen.“

Nach seinem ersten Andockmanöver im All enthüllte China, dass sein Kopplungsmechanismus auch mit dem der Internationalen Raumstation ISS kompatibel sei. Das hieße, dass ein chinesisches Raumschiff an der Gemeinschaftsplattform andocken könnte. „Es gibt Bemühungen unter den Raumfahrernationen, bestimmte Ausrüstung zu standardisieren – auch falls es einen Unfall gibt“, sagt die Raumfahrt- und China-Expertin Joan Johnson-Freese vom US Naval War College in Newport der dpa. „Doch wird die Politik, nicht die Technologie über das Potenzial einer künftigen Kooperation entscheiden.“

„Eine Kooperation mit der ISS hängt vom Zustand des allgemeinen Verhältnisses zwischen den USA und China ab“, glaubt Dean Cheng von der US-Denkfabrik Heritage Foundation in Washington. Da 2012 aber nicht nur die USA mit der Präsidentenwahl, sondern auch China mit seinem Generationswechsel im politischen Übergang steckten, seien die Aussichten für eine Kooperation in dieser heiklen Phase eher gering.

+++Shenzou 8 mit deutscher Technik erfolgreich abgehoben+++

+++Deutsche und Chinesen forschen gemeinsam im All+++

Während die USA, Europa und Russland ihre Raumfahrtprogramme aus Kostengründen zurückfahren, baut China seine Aktivitäten im All stetig aus. Außer einer Raumstation um 2020 und einem globalen Navigationssystem sind auch Flüge zum Mond geplant. Geld spielt für die zweitgrößte Wirtschaftsmacht kaum eine Rolle – anders als in Demokratien, wo die Regierungen gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ihre Mühe haben, die Öffentlichkeit vom Nutzen der kostspieligen Raumfahrt zu überzeugen.

„Dabei ist der Weltraum eines der wenigen Bereiche, wo der Gewinn dem investierten Kapital entspricht oder sogar höher liegt, wenn Arbeitsplätze und Technologie berücksichtigt werden“, ist Professorin Johnson-Freese überzeugt. China profitiere nicht nur technologisch und wirtschaftlich, sondern auch politisch. „China erntet beträchtliches Prestige durch das Raumfahrtprogramm, was sich in geopolitischen Einfluss und innenpolitische Glaubwürdigkeit umsetzt.“