Nach der Havarie eines Frachttransporters im August konnten zwei Russen und ein Amerikaner erfolgreich zur ISS-Station gebracht werden.

Berlin/Koroljow. Die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS hat wieder ihre Soll-Stärke von sechs Mitgliedern, wenn auch nur vorübergehend. Neun Minuten früher als geplant legte das russische Raumschiff Sojus TMA-22 mit drei Astronauten an Bord am Mittwochmorgen automatisch am Wissenschaftsmodul „Poisk“ („Suche“) an , teilte das Flugleitzentrum (ZUP) in Koroljow bei Moskau mit. Die Russen Anton Schkaplerow und Anatoli Iwanischin sowie der Amerikaner Dan Burbank waren am Montag vom Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) aufgebrochen. Mit ihrer Mission kehrt die Station nach knapp zweimonatiger Zwangspause wegen des Absturzes einer Sojus-Kapsel vom 24. August langsam zu ihrem normalen Fahrplan zurück.

ISS-Kommandant Mike Fossum (USA) sowie seine Bordingenieure Sergej Wolkow (Russland) und Satoshi Furukawa (Japan), die bereits seit 161 Tagen auf der Umlaufbahn sind, hießen die Neuankömmlinge herzlich willkommen. Doch viel Zeit zum Feiern gibt es nicht. Denn das Trio kehrt schon am 22. November zur Erde zurück. Deshalb machte sich das Sextett gleich an die Alltagsarbeit und die Vorbereitung der Übergabe der Station an Burbank als Chef der dann 30. Stammbesatzung.

Eigentlich wurden Schkaplerow, Iwanischin und Burbank bereits Ende September in der Station erwartet, die nunmehr eine Masse von 401,7 Tonnen hat. Doch der August-Fehlstart hat das vereitelt. Deshalb wurde auch ihr Flug auf 126 Tage verkürzt. Trotzdem haben die Männer 37 wissenschaftliche Experimente etwa mit Biokulturen, Taufliegen (Drosophila) und Bakterienstämmen durchzuführen, deren Ergebnisse für künftige interplanetare Missionen von Bedeutung sind. Daneben sind die Aussetzung eines Mini-Satelliten für die Atmosphärenforschung und erstmals auch Versuche mit Computerspielen vorgesehen.

Das Trio, das erst zu Weihnachten wieder Verstärkung erhält, empfängt zudem drei automatische russische Frachtraumschiffe und im Januar oder Februar die erste kommerzielle „Dragon“-Versorgungskapsel der Amerikaner. Auch ein Ausstieg in den freien Raum und ein Jubiläum stehen auf dem Plan: die 75.000 Erdumkreisung der Station.

Nach Möglichkeit wollen sich die Astronauten ebenfalls in die Rettung der außer Kontrolle geratenen russischen Marssonde Phobos-Grunt einschalten. Versuche von Sergej Wolkow, den Havaristen zu fotografieren, sind aber bislang gescheitert. Die Entfernung von 120 bis 150 Kilometer zu ihm sei einfach zu groß dafür, bedauerte der Kosmonaut.