Hamburg. "Wird zu viel operiert?" Diese Frage diskutieren Hamburger Orthopäden auf dem "10. Hamburger Arthrosetag", der am 12. November im CCH stattfindet und zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Von elf bis 16 Uhr stellen die Experten unterschiedliche Behandlungsmethoden bei Erkrankungen von Hüft- und Kniegelenken, der Wirbelsäule und der Schulter vor und erörtern die Frage, wann nichtoperative Maßnahmen ausreichen und ab wann ein operativer Eingriff notwendig ist.

"Die Frage, ob zu viel operiert wird, muss unter unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachtet werden. Und da wir als Orthopäden sowohl konservativ als auch operativ tätig sind, sind wir die Hauptansprechpartner für die Frage, ob eine Erkrankung des Bewegungsapparates operiert werden muss oder nicht", sagt Dr. Peter Bock-Lamberlin, einer der Organisatoren des Hamburger Arthrosetages.

Und wird nun zu viel operiert? Mit Ja würde Bock-Lamberlin diese Frage beantworten, wenn vor einem Eingriff nicht alle konservativen Möglichkeiten der Behandlung ausgeschöpft würden. Problematisch sei auch, wenn der Patient glaube, dass durch die Fortschritte in der Chirurgie und der Anästhesie eine Operation keine gesundheitlichen Risiken mehr mit sich bringe oder wenn ein Patient die schnelle Behandlung seiner Beschwerden wünsche - statt einer langwierigen, konservativen Therapie, die aber ebenfalls zu einem positiven Ergebnis führen könne.

Nicht zu viel operiert wird nach Ansicht des Hamburger Orthopäden, wenn die Lebensqualität des Patienten durch dessen Erkrankung stark eingeschränkt ist und wenn die Fortschritte bei den Materialien und den OP-Techniken es erlauben, den Leidensweg eines Patienten abzukürzen. Als Beispiel nennt Bock-Lamberlin die Verbesserung der Knie-Endoprothesen, die dazu geführt hat, dass dieser Eingriff heute wesentlich häufiger vorgenommen wird als noch vor 20 Jahren.

"Die Patienten haben heute eine ganz andere Erwartung an uns: Mit dem neuen künstlichen Gelenk wollen sie wie vorher auch ihren Alltagsaktivitäten nachgehen und Sport treiben", sagt der Orthopäde. Die konservative Therapie kann bei zerstörten Gelenken nur vorübergehend helfen und den Zeitpunkt der Operation bestenfalls hinauszögern.