Hamburg. Ein Hurrikan über dem Mittelmeer? Nachdem die Cote d'Azur und die italienische Riviera seit Tagen unter Starkregen leiden, stufte gestern die US-Wetterbehörde NOAA das aktuelle Tief als tropischen Sturm 01M ein - eine solche Klassifizierung gab es für das Mittelmeer noch nie, bestätigt der Deutsche Wetterdienst (DWD). Doch was zunächst wie ein Menetekel des Klimawandels wirkt, ist "nur" ein beeindruckender Wolkenwirbel um ein intensives Tiefdruckgebiet.

Solche Wetterlagen seien im Oktober/November im nördlichen Mittelmeerraum nicht ungewöhnlich, betont Michael Botzet vom Max-Planck-Institut (MPI) für Meteorologie in Hamburg: "Durch das warme Meereswasser fallen zwischen der spanischen Mittelmeerküste bis Genua häufig mal sehr intensive Niederschläge, und die Regionen haben mit Überschwemmungen zu kämpfen." Auch DWD-Sprecher Gerhard Lux bezeichnet das Unwetter als "typische Herbststurmsituation".

Zukünftig könnten jedoch über dem Mittelmeer Wirbelstürme im Hurrikanformat auftreten, prognostizierte 2007 ein Klimamodell des MPI. Es rechnet damit gegen Ende dieses Jahrhunderts. Das aktuelle Satellitenbild zeigt einen Wolkenwirbel, der an einen Hurrikan erinnert. Aber er erreicht nicht die Windgeschwindigkeiten von Hurrikans - mindestens 118 Kilometer pro Stunde. Kleinere Wirbelstürme sind im Mittelmeer schon mehrfach beobachtet worden. Sie haben sogar einen Namen: Medicane, ein Mix aus den englischen Wörtern Mediterranean Sea (Mittelmeer) und Hurricane.