Steine mit roten Punktmustern wurden in der Höhle Hohler Fels in Baden-Württemberg entdeckt

Tübingen. Archäologen haben auf der Schwäbischen Alb die ältesten bislang bekannten Überreste von Malerei in Mitteleuropa gefunden. Die vier bemalten Steine aus der Höhle Hohler Fels bei Schelklingen seien rund 15 000 Jahre alt, sagte Archäologe Nicholas Conard am Dienstag in Tübingen. Bislang habe es in ganz Mitteleuropa keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass die Menschen schon in der späten Altsteinzeit gemalt hätten.

Der Hohle Fels hatte in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Das Team um den Tübinger Archäologen hat dort die ältesten bekannten Eiszeitfiguren der Welt gefunden - zuletzt eine Venusfigur und mehrere Flöten, die von den ersten modernen Menschen in Europa vor rund 40 000 Jahren hergestellt wurden. Hinweise darauf, dass die Menschen so früh auch schon gemalt haben, gab es bislang in Mitteleuropa allerdings nicht. Lediglich weiter im Westen Europas, vor allem in Frankreich und Spanien, fanden sich Überreste von Höhlenmalerei. In Südafrika hingegen wurden gerade 100 000 Jahre alte Wandmalereien entdeckt - ebenfalls eine Sensation, hatte man doch bisher angenommen, dass die Menschen überhaupt erst vor 60 000 Jahren Farbe in ihr Leben gebracht hatten.

Die Abbildung auf den vier Steinen aus dem Hohlen Fels geben den Experten allerdings noch Rätsel auf, denn die Eiszeitmenschen haben lediglich rot-braune Punkte gemalt. Die Farbe sei eine Mischung aus Hämatit und Rötel, erklärte Grabungstechnikerin Maria Malina. "Diese Punkte sind alles andere als ein Zufall. Es ist ganz klar, dass sie einen relevanten Inhalt haben", betonte Conard. Im damals weit verbreiteten Schamanismus könnten sie eine religiöse Bedeutung gehabt haben. Oder sie waren womöglich Teil eines Menstruationskalenders.