Experten diskutieren neue Therapieverfahren und ziehen erste Bilanz der EHEC-Epidemie

Hamburg. Endoskopische Eingriffe am Magen-Darm-Trakt stehen im Mittelpunkt eines Kongresses, der am Freitag im CCH begann. Rund 2500 Experten aus aller Welt waren der Einladung des Veranstalters Endo Club Nord gefolgt und diskutierten zwei Tage lang die neuesten Erkenntnisse ihres Fachgebiets. Zudem konnten die Teilnehmer endoskopische Eingriffe, die in den Asklepios-Kliniken Altona und Barmbek sowie im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) von renommierten Spezialisten durchgeführt werden, auf einer Leinwand im CCH live verfolgen.

Auf dem Programm stand auch ein erstes Fazit der EHEC-Epidemie im Mai und Juni dieses Jahres. Insgesamt registrierte das Berliner Robert-Koch-Institut bundesweit 3000 EHEC-Infektionen und mehr als 800 Fälle, bei denen es infolge der Infektion zu einem komplizierten Verlauf mit dem Auftreten eines Hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) gekommen war. "In der Asklepios-Klinik Barmbek wurden 117 Patienten mit Verdacht auf eine EHEC-Erkrankung aufgenommen, bei 68 konnte die Infektion nachgewiesen werden, und 32 der Patienten entwickelten ein lebensgefährliches HUS", berichtete Privatdozent Dr. Siegbert Faiss, Chefarzt der Gastroenterologie in der Asklepios-Klinik Barmbek.

Bei 18 HUS-Patienten kam es zu schweren neuropsychiatrischen Symptomen wie etwa Angstzuständen, Gedächtnis-, Orientierungs- und Konzentrationsstörungen. Zudem traten Störungen der Nierenfunktion und Komplikationen im Magen-Darm Trakt auf.

In den vergangenen Wochen wurden die Patienten nachuntersucht. "50 Prozent waren beschwerdefrei", sagt Faiss. Ein Teil der Patienten leidet noch unter Magen-Darm-Beschwerden, Bluthochdruck und neurologischen Symptomen wie etwa Sprachstörungen. Drei Patienten brauchen wegen einer Nierenschwäche regelmäßig eine Dialyse. Zwei Personen scheiden den EHEC- Keim noch aus. "Aber da eine Übertragung des Keimes von Mensch zu Mensch nie nachgewiesen wurde, können diese Personen ihrem normalen Beruf nachgehen. Sie dürfen nur nicht in Küchen und Kliniken arbeiten und müssen zu Hause im Haushalt mit mehreren Personen besondere Vorsichtsmaßnahmen beachten", sagte Faiss.

Ein weiteres Thema des Kongresses ist die Achalasie. Bei Menschen, die daran leiden, erschlafft die glatte Muskulatur des Schließmuskels am Übergang von der Speiseröhre zum Magen nicht mehr richtig, sondern ist ständig verkrampft. Die Folge ist eine Schluckstörung mit Erbrechen, Schmerzen in der Brust und Gewichtsverlust. Prof. Thomas Rösch, Direktor der Klinik für Interdisziplinäre Endoskopie am UKE, stellte ein neues Verfahren vor, bei dem mithilfe eines Endoskops die Muskelschicht der Speiseröhre von innen durchtrennt wird. Mit diesem Verfahren sind bisher im UKE 30 Patienten behandelt worden. Bei 90 Prozent war der Eingriff erfolgreich.