Wenige Wochen vor dem Klimagipfel in Durban schlagen Forscher Alarm: Der weltweite Kohlenstoffdioxid-Ausstoß ist so hoch wie nie.

Washington. Es gibt Prognosen und Einschätzungen von Experten und Forschern zum weltweiten Kohlenstoffdioxid-Ausstoß und die damit verbundenen Folgen für das weltweite Klima. Doch wie die US-Regierung nun bekannt gibt, übertreffen die neuesten Daten zum weltweiten CO2-Ausstoß die pessimistischsten Schätzungen des Weltklimarates von 2007 und stellen einen neuen Rekord auf.

In der aktuellen Hochrechnung des Energieministeriums in Washington hieß es, dass weltweit insgesamt im vergangenen Jahr mehr als 9100 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre gelangt seien. 2009 waren es noch sechs Prozent, ganze 500 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid weniger.

Nach Aufzeichnungen des Ministeriums habe es zuvor noch nie einen größeren Anstieg an CO2 gegeben.

In wenigen Wochen wird es im südafrikanischen Durban der Klimagipfel der Vereinten Nationen stattfinden. Der Vizedirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer, warnt schon jetzt: „Die Zahlen bestätigen, dass wir uns inmitten einer weltweiten Kohlerenaissance befinden – und wie wichtig ein effektives Klimaabkommen ist.“ Zu den Daten fügt Edenhofer erklärend hinzu: "Auch in den bisherigen Szenarien des Weltklimarats waren bereits Abschätzungen enthalten, die auf ähnliche Werte wie die jetzt diskutierten hinausliefen.“ Sollten die Emissionssteigerungen tatsächlich so drastisch ausfallen, zeige dies erneut, wie drängend der Umbau des Energiesystems sei. "Der Ausstoß von Treibhausgasen sollte bis 2020 seinen Scheitelpunkt erreichen, wenn wir gefährlichen Klimawandel vermeiden wollen.“

Dem Ministerium zufolge, tragen vor allem in den aufstrebenden Schwellenländer an dem massiven Plus der Kohlenstoffdioxid-Freisetzung. Dort nehme die Kohlenverbrennung zur Energiegewinnung weiter zu.

Allein in China und Indien sei der CO2-Ausstoß innerhalb eines Jahres jeweils um rund zehn Prozent gestiegen. Auch die Zementindustrie habe einen großen Teil zu dem Anstieg beigetragen. In den USA seien die CO2-Emissionen im Jahresvergleich zurückgegangen - in Deutschland dagegen gestiegen. Dennoch gehören die USA mit zu dem größten Kohlenstoffdioxid-Ausstoßern weltweit.

Bei den Werten handelt es sich lediglich um eine Schätzung. Das Analysezentrum für Kohlendioxid des Energieministeriums verrechnete die letzten offiziellen Daten der Vereinten Nationen zum CO2-Ausstoß für 2008 mit aktuelleren Angaben des britischen Ölunternehmens BP sowie der US-Geologiebehörde.

Die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, nannte die neuen Daten am Freitag "in höchstem Maße alarmierend“. Es sei ein Skandal, dass der Klimaschutz beim G-20-Gipfel in Cannes keine wesentliche Rolle gespielt habe. (abendblatt.de/dpa)