Göttingen. Ausgediente Möbelstücke oder alte Dachstühle haben nach Ansicht des Göttinger Forstwissenschaftlers Hubert Merkel ein bedeutendes Potenzial als Energielieferanten. "Solches Altholz sollte noch stärker als bislang zur Energieerzeugung genutzt werden", sagte Merkel gestern anlässlich eines von der Heinz-Sielmann-Stiftung organisierten Podiumsgesprächs zum Thema Waldwirtschaft im Wandel. Damit werde auch einer international wachsenden Nachfrage nach Holz Rechnung getragen.

"Wir haben jahrelang in einer Wegwerfgesellschaft gelebt, auch was das Holz angeht", sagte Merkel. Spätestens ab dem Jahr 2020 werde zu wenig von dem Rohstoff vorhanden sein: "Es wird geschätzt, dass dann in Deutschland rund 30 Millionen Kubikmeter, in Europa etwa 420 Millionen Kubikmeter Holz pro Jahr fehlen werden." Der Bedarf erhöhe sich auch durch die Nachfrage nach regenerativen Energien, etwa Holzpellets. Sie stehe in Konkurrenz etwa zur Papierindustrie.

Während im Haushalt kleinteilig Müll getrennt werde, sei dies "im Umgang mit Holz noch nicht der Fall", so Merkel. Intelligent sei die Kaskadennutzung. Dabei wird Holz zunächst als Werkstoff etwa beim Hausbau oder in der Möbelindustrie eingesetzt. Aus Resten lassen sich beispielsweise Spanplatten fertigen. Am Ende der Kette steht die Verwertung als Brennmaterial.

Die Waldstrategie 2020 der Bundesregierung sehe eine multifunktionale Waldwirtschaft vor, sagte Merkel, die neben der Holzernte auch der Artenvielfalt, der Erholung und dem Klimaschutz diene. Beim Holzzuwachs wird Kohlendioxid aus der Luft gebunden und in Stämmen und Kronen eingelagert. "Durch gutes Wirtschaften ist unser Kohlenstoffspeicher schon randvoll", sagte der Forstexperte.