Und Erdmännchen können Stimmen unterscheiden. Zwei tierische Kommunikationsstudien

Lüttich/Zürich. Rote Piranhas können bellen, quaken und trommelähnliche Geräusche von sich geben - und bei Kämpfen ihren Artgenossen spezielle Botschaften mitteilen. Diese Fischart habe somit ein größeres akustisches Repertoire als bislang angenommen, berichten Sandie Millot, Pierre Vandewalle und Eric Parmentier von der Universität Lüttich im "Journal of Experimental Biology".

Dass die Roten Piranhas Geräusche produzieren, war bereits bekannt. Man wusste bisher nur nicht, wann und warum. Um dies herauszufinden, hängten die Forscher einen Unterwasserschallempfänger in ein Becken, in dem mehrere kleine Gruppen von Piranhas schwammen. Aus der Analyse des Film- und Audiomaterials ergab sich, dass die Piranhas in drei speziellen Situationen drei verschiedene Laute produzierten: Bei Konfrontation mit einem anderen Piranha gaben sie eine Art Bellen von sich. Wenn sie um Futter kämpften oder einen Gegner einkreisten, produzierten sie ein kurzes, trommelndes Geräusch. Und wenn ein Piranha nach einem anderen Artgenossen schnappte, erzeugte er einen weicheren, quakenden Laut.

Den Kommunikationsmöglichkeiten einer anderen Tierart gingen Verhaltensforscher der Universität Zürich auf den Grund. Sie wiesen als Erste an Erdmännchen in Südafrika nach, dass diese Gruppenmitglieder an ihren Stimmen erkennen. Was uns Menschen leichtfällt und auch von einigen Primaten bekannt ist, war für weitere, in sozialen Verbänden lebende Säugetiere bisher nicht untersucht worden.

Mit einem neuartigen Playback-Experiment simulierten die Biologen die gleichzeitige Anwesenheit eines Gruppenmitglieds an zwei unterschiedlichen Orten. Den Erdmännchen wurden dabei zwei unterschiedliche, aber vom gleichen Individuum stammende Rufe vorgespielt. Dieses in der Realität unmögliche Szenario wurde einem möglichen Szenario gegenübergestellt, bei dem die Tiere Rufe zweier unterschiedlicher Gruppenmitglieder hörten.

Die Tiere reagierten auf das unmögliche Szenario stärker als auf Rufe von zwei unterschiedlichen Individuen, woraus die Forscher schlossen, dass Erdmännchen die einzelnen Individuen der Gruppe anhand deren Stimmen unterscheiden können.