Ein neues Testverfahren ermöglicht eine exakte Diagnose in nur drei Stunden

Hamburg. Das Universitäre Herzzentrum am Universitätsklinikum Eppendorf (UHZ) hat die Versorgung von Patienten verbessert, die mit unklaren Brustschmerzen in die Klinik kommen. Um in solchen Fällen einen Herzinfarkt auszuschließen, setzen die Kardiologen und Labormediziner einen neuen Troponin-Test ein. Dieser erlaubt schon innerhalb von drei Stunden eine zuverlässige Aussage darüber, ob jemand einen Herzinfarkt erlitten hat. Troponin ist ein Eiweiß, das nur im Blut zu finden ist, wenn Zellen des Herzmuskels abgestorben sind. Bei den bisherigen Troponin-Tests war eine sichere Beurteilung erst nach sechs Stunden möglich.

Da dieses Eiweiß auch bei anderen Herzerkrankungen, wie etwa einer Herzschwäche, im Blut erhöht sein kann, ist es wichtig, die Entwicklung des Wertes zu beachten. "Wenn das Troponin innerhalb von drei Stunden um 250 Prozent ansteigt, gehen wir davon aus, dass der Patient einen Herzinfarkt erlitten hat", sagt Prof. Stefan Blankenberg, Direktor der Kardiologie am UHZ. "Würde diese Dynamik nicht beachtet, würde in vielen Fällen fälschlicherweise die Diagnose Herzinfarkt gestellt."

Bleibt der Anstieg des Troponin-Wertes aus, können die Ärzte jetzt bei Patienten mit Brustschmerzen schon nach drei Stunden Entwarnung geben. "Bisher mussten wir sie sechs bis zwölf Stunden unter Beobachtung stellen, um ganz sicherzugehen", sagt Blankenberg. Um auszuschließen, dass bei diesen Patienten eine Erkrankung der Herzkranzgefäße vorliegt, die nur bei körperlicher Anstrengung zu typischen Beschwerden und Veränderungen im EKG führt, muss zusätzlich ein Belastungs-EKG durchgeführt werden.

Die gesamte Erstversorgung von Patienten mit unklaren Brustschmerzen findet in der bereits vorhandenen sogenannten Chestpain-Unit statt, die in die Notaufnahme des UKE integriert ist. Blankenbergs Vision für die Zukunft ist es, zusammen mit seinem Kollegen Prof. Stephan Willems in dieser Spezialstation auch eine telemedizinische Betreuung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen einzurichten. Das würde bedeuten, dass Hausärzte und Notärzte in den Rettungswagen EKGs von Patienten in die Chestpain-Unit übermitteln könnten, wo die dort tätigen Kardiologen diese Aufzeichnungen dann beurteilten und den Ärzten den Befund und eine Therapieempfehlung zurückschickten. "Aber das ist technisch sehr aufwendig und wird sicherlich noch mehrere Monate dauern", sagt Stefan Blankenberg.

Schon jetzt ist für Notärzte und Hausärzte aber möglich, sich an einem in der Chestpain-Unit eingerichteten Herz-Handy Rat bei den Kardiologen zu holen und EKGs per Fax zur Mitbeurteilung zu senden.

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