Eltern erhoffen von der Konservierung, später Krankheiten heilen zu können

Hamburg. Immer mehr Eltern entscheiden sich dafür, Nabelschnurblut ihrer Neugeborenen einlagern zu lassen, wie unlängst ein bekannter deutscher Komiker. Dieses Blut enthält besonders viele Stammzellen, die sich in verschiedene Zellarten entwickeln können. Deswegen hoffen viele Eltern, dass Ärzte eines Tages mithilfe der Blutpräparate schwere Krankheiten ihrer Kinder heilen können. Kritiker sehen das Geschäft dieser Nabelschnur-Banken als Abzocke mit wenig medizinischem Nutzen. Knapp 2000 Euro müssen Eltern für die Blutentnahme zahlen.

Dabei könnten die Präparate anderen Patienten das Leben retten. "Spenden sind neben dem Eigenbedarf sehr wichtig", sagte Frank Schott von Vita 34, der größten privaten Nabelschnur-Blutbank Deutschlands. Noch weiß jedoch niemand, ob in Zukunft beschädigtes Gewebe ersetzt werden kann, wie zum Beispiel Teile des Herzen nach einem Herzinfarkt. "Wann aus solchen Studien klinische Routine wird, lässt sich nicht sagen", meint auch Prof. Volker Ragosch, Chefarzt der Gynäkologie in der Asklepios-Klinik Altona.

Bei drei bis vier Prozent der neugeborenen Kinder entnahmen die Altonaer Ärzte Nabelschnurblut für einen möglichen Eigenbedarf in der Familie des Säuglings. Über die Möglichkeit, das Blut zu spenden, klärt das Klinikpersonal alle werdenden Eltern auf. Darüber, das Nabelschnurblut für den Eigenbedarf einzulagern, jedoch nur auf Nachfrage. Hier ist es an den privaten Unternehmen, Werbung dafür zu machen.

"Immer mehr Eltern wollen das Blut spenden", sagt Ragosch. Interessierte können ihren Wunsch bei einem Besuch im Krankenhaus mitteilen. Nach der Entbindung wird das Blut kostenlos entnommen und mit einem Kurier zum Heinrich-Pette-Institut oder zur Nabelschnurbank der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gebracht. Beide Einrichtungen nutzen die Präparate vor allem für die Behandlung von Leukämie durch Stammzellen-Transplantation. Dafür eignet sich das Nabelschnurblut besonders gut, weil diese Stammzellen noch nicht völlig ausgereift sind. Sie können deswegen auch Empfängern transplantiert werden, die nicht alle Gewebemerkmale des Spenders tragen.

In Hamburg empfängt die DKMS die meisten Proben. "Prinzipiell können alle gesunden Eltern das Nabelschnurblut ihres Kindes spenden", sagt Dr. Alexander Schmidt, Geschäftsführer der DKMS Nabelschnurbank. Nur Kinder von Eltern, die zum Beispiel chronische Krankheiten haben, sind ausgeschlossen. Vier Kliniken kooperieren mit der DKMS: Die Asklepios-Kliniken Altona, Wandsbek und Nord sowie das Marienkrankenhaus. 2010 wurde der DKMS hier das Blut von 76 Babys gespendet, dieses Jahr sind es bereits 72. Ein erfreulicher Trend, findet Schmidt. Aber noch mehr müsste getan werden. "Derzeit wird bei rund 97 Prozent der Geburten die Nabelschnur verworfen. Das wollen wir ändern, um die Lebenschancen von Patienten zu erhöhen." Noch immer findet jeder fünfte Leukämiekranke keinen passenden Stammzellspender.