Hamburg. Die “Meteor“ ist seit 25 Jahren den Geheimnissen der Meere auf der Spur. Jetzt wird im Heimathafen Hamburg gebührend Geburtstag gefeiert.

25 Jahre auf See, im Dienste der Wissenschaft: Wenn das Forschungsschiff "Meteor" morgen anlässlich seines Geburtstags in seinem Heimathafen Hamburg einläuft, kommt es gerade von einer fünfwöchigen Atlantik-Expedition zurück. Doch von wegen Seefahrer-Romantik: An Bord wird 24 Stunden gearbeitet und geforscht. Messgeräte müssen ausgebracht und wieder eingeholt werden, gerne auch bei Nacht und in schwerer Regenkleidung. Danach geht die Arbeit für die Wissenschaftler direkt im Bordlabor weiter. Arbeit im Akkord.

Fahrtleiterin Dr. Saskia Brix kennt die strapaziösen Reisen genau - und liebt sie. "Ich wollte schon immer auf dem Meer arbeiten, aber auch forschen. Jetzt habe ich die ideale Kombination", sagt die Meeresbiologin vom Forschungsinstitut "Senckenberg am Meer". Von der Hamburger Zweigstelle aus koordiniert sie Anträge für Forschungsreisen. Drei mit der "Meteor" vergleichbare Schiffe stehen in Deutschland bereit: die "Merian", "Sonne" und "Polarstern". Als einziges großes Forschungsschiff liegt die "Meteor" in Hamburg. In 25 Jahren forschten auf ihr 8000 Wissenschaftler in 85 Expeditionen, jede etwa vier Wochen lang. "Unsere 'Meteor' gehört zu den zehn weltweit führenden Forschungsschiffen", sagt Prof. Detlef Quadfasel von der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe an der Universität Hamburg.

Ihre jüngste Expedition führte die "Meteor" einmal rund um Island. Dort sammelten die Forscher Daten in der unbekanntesten Region der Welt: der Tiefsee. "80 Prozent der dortigen Arten haben noch keinen Namen, wir betreiben also Grundlagenforschung", erzählt Brix begeistert. In den vergangenen fünf Wochen untersuchte sie, wie sich die globale Wassererwärmung auf Pflanzen- und Tierarten auswirkt.

+++Das große Geburtstagsprogramm+++

+++Die Meteor in Zahlen+++

Dafür eignet sich Island perfekt - denn das Wasser im Norden der Insel ist arktisch kalt, im Süden sind es relativ warme acht Grad. Wie Fischerboote ihre Netze, zieht die "Meteor" Messgeräte hinter sich her. Andere Geräte werden an Kabeln heruntergelassen und wieder hochgezogen. "Die Arbeit auf See ist spannend, das Wetter kann plötzlich umschlagen und den Zeitplan durchkreuzen", sagt Brix. So herrscht das Wetter über die Forscher: Ist es zu stürmisch, können sie keine Proben sammeln. Die Arbeitszeiten ändern sich zum Teil täglich, eine Struktur bieten nur die festen Essenszeiten. "Die Grenzen zwischen Tag und Nacht verschwimmen", sagt Brix. Auch auf die Geräte sind die Forscher stark angewiesen. Deswegen müssen sie schon vor der Abreise bedenken, welche Ersatzteile sie brauchen könnten.

Eine dritte Herausforderung hat nichts mit Naturgewalten oder Technik zu tun: "Gerade jungen Studenten fällt es schwer, über so lange Zeit mit den gleichen Leuten zusammen zu sein. Nach einer Woche bekommen sie oft Heimweh", erzählt Detlef Quadfasel. Rund 60 Mitarbeiter (die Hälfte davon Besatzung, die andere Hälfte Wissenschaftler) teilen sich bei einer Expedition das knapp 100 Meter lange Schiff. Doch der Ozeanograf kennt ein Mittel gegen den Platzmangel: Ablenkung. In solchen Fällen organisiert er einfach ein Tischtennisturnier.

An Bord der "Meteor" gibt es zwar ein Kino, eine Sauna und einen Sportraum, für Kapitän Michael Schneider ist aber etwas anderes schöner: "Ich lerne hier so viele internationale Leute kennen, sehe ständig neue Häfen - mein Job gefällt mir sehr", sagt Schneider. Seit fast 20 Jahren fährt er schon auf Forschungsschiffen, seit einem Jahr steuert er die "Meteor". Dabei konzentriert er sich nicht nur auf die Fahrtroute, sondern schaut den Forschern auch gern über die Schulter. "Kapitän Schneider ist sehr wissbegierig", sagt Saskia Brix und lacht.

Auf der "Meteor" wurde im vergangenen Vierteljahrhundert viel Wissen gesammelt. Ging es in den 80er-Jahren noch vor allem um die Vermessung von Meeresströmungen, steht heute das Thema Klima im Fokus. Obwohl die "Meteor" zu den älteren Schiffen zählt, ist es technisch auf dem neuesten Stand. So kann sie aufgrund ihrer Größe mit Unterwasser-Robotern bestückt werden, die selbst in 3000 Metern Tiefe zentimetergenau arbeiten können. Mit diesen Robotern war es von der "Meteor" aus möglich, Proben aus heißen Quellen, sogenannten Smokern, zu entnehmen. "Die Roboter haben die Forschung revolutioniert. Vorher war es Glückssache, eine Probe aus so einer Quelle zu bekommen", sagt Quadfasel.

Mit Hamburg verbindet die "Meteor" eine lange Geschichte: Schon die zwei Vorgängerschiffe hatten hier ihren Heimathafen. Viel daheim ist sie dennoch nicht, wie die mehr als eine Million Seemeilen (1 852 000 Kilometer), die die "Meteor (III)" in den vergangenen 25 Jahren zurücklegte, beweisen.

Niemand weiß jedoch, wie lange es sie noch geben wird. Denn die durchschnittliche Lebensdauer eines Forschungsschiffes beträgt 25 bis 30 Jahre. "Die 'Meteor' wird wohl noch vier bis fünf Jahre fahren", schätzt Quadfasel. Dann lohne es sich nicht mehr, das Schiff immer neuen Umweltvorschriften anzupassen. Ob es eine vierte "Meteor" geben wird, entscheidet der Staat: Er muss die Kosten für den Neubau tragen - mehr als 100 Millionen Euro.