Bislang wurden keine Schäden gemeldet. Aber möglicherweise sind einige Teile auch in Nordamerika niedergegangen. Es wird heftig spekuliert.

Washington. Nach dem Absturz des ausgedienten NASA-Forschungssatelliten UARS (Upper Atmosphere Research Satellite/ Forschungssatellit für die obere Atmosphäre) am Sonnabend (MESZ) dürfte der genaue Aufschlagsort vermutlich nie bekannt werden. Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde nehmen an, dass nahezu alle Teile des 20 Jahre alten Satelliten UARS , die den Eintritt in die Erdatmosphäre überstanden haben, in den Pazifik gestürzt sind. Nach unbestätigten Berichten sollen Trümmerteile allerdings auch über Kanada niedergegangen sein. Vor allem über Internet-Portale wie Twitter wurde über Trümmer im Nordwesten Nordamerikas spekuliert. Allerdings gebe es keine glaubhaften Berichte von Bruchstücken des sechs Tonnen schweren Satelliten auf der Erde, sagte der Chefwissenschaftler der NASA für Weltraumschrott, Nick Johnson. Wären aber die eigenen Berechnungen über den Absturzzeitpunkt nur um fünf Minuten verfehlt, könnten Teile auch auf Land aufgeschlagen sein, sagte er.

Die Spekulationen im Internet beruhten vor allem auf Aussagen von Augenzeugen und sogar Videos, die abstürzende Teile des Satelliten zur Erforschung der oberen Schichten der Atmosphäre (Upper Atmosphere Research Satellit – UARS) nahe der Stadt Alberta in Kanada zeigen sollen. Das sei durchaus möglich, sagte NASA-Sprecher Steve Cole. Die Flugbahn des Satelliten habe bei Vancouver in einem langen Bogen nach Norden und dann weiter Richtung Süden über den Atlantik nach Afrika geführt. Allerdings sei es unwahrscheinlich, dass er so weit gekommen sei. Nach Angaben der NASA und des Weltraumkommandos der US-Streitkräfte begann der Eintritt des Satelliten in die Atmosphäre zwischen 05.23 Uhr (MESZ) und 07.09 Uhr (MESZ) über dem Pazifik. Die NASA rief etwaige Finder von Satellitenteilen auf, die Trümmer abzugeben. Sie seien Regierungseigentum und sie zu behalten oder zu verkaufen, sei illegal.

Die US-Weltraumbehörde hatte zuvor berechnet, dass der sechs Tonnen schwere Satellit in mehr als 100 Einzelteile zerbrechen würde, von denen die meisten beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen würden. 26 große Bruchstücke mit einem Gesamtgewicht von 544 Kilogramm könnten jedoch laut NASA die Erde erreicht haben, das schwerste davon etwa 140 Kilogramm. Die Gefahr, dass Menschen zu Schaden kommen könnten, sei aber sehr gering, hatte die NASA vorab erklärt. Seit Beginn des Raumfahrtzeitalters ist noch nie ein Mensch durch herabfallende Trümmerteile verletzt worden. UARS war allerdings der größte NASA-Flugkörper seit 32 Jahren, der unkontrolliert abstürzte. 1979 stürzte die 68 Tonnen schwere Skylab-Raumstation unkontrolliert auf die Erde und im selben Jahr der über neun Tonnen schwere Pegasus 2 Satellit. 2001 wurde die russische Raumstation „Mir" mit einem Gewicht von über 120 Tonnen kontrolliert zum Absturz gebracht. Sie verglühte großteils und die Reste stürzten in den Pazifik. 2005 ging UARS der Treibstoff aus. Der Satellit war vor 20 Jahren von der Raumfähre „Discovery“ ins All gebracht worden. Er wurde in Betrieb genommen, bevor Satelliten für den kontrollierten Wiedereintritt ausgerüstet wurden.

Unkontrollierte Abstürze von Satelliten wie jetzt beim UARS sind keine Seltenheit. Darauf hat der Leiter des Weltraumschrott-Büros der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, Prof. Heiner Klinkrad, am Wochenende hingewiesen. Die Wahrscheinlichkeit, von solchen Trümmern getroffen zu werden, ist aber verschwindend gering. „Im vergangenen Jahr hatten wir etwa 22 unkontrolliert wiedereingetretene Satelliten", sagte Klinkrad. "Dazu kommt noch etwa die gleiche Zahl von unkontrolliert eingetretenen Raketenoberstufen. Solche sind erforderlich, um Satelliten in den Orbit zu befördern.“