Warnemünde. Der Salzgehalt in der Ostsee variiert geografisch sehr stark: Während das Wasser im Skagerrak im Südwesten so viel Salz enthält wie normales Meerwasser, ist der Salzgehalt in der Bottenwiek, dem nördlichsten Teil der Ostsee, teilweise fast so niedrig wie in Süßwasserseen. Die Bakterien in der Ostsee zeigen sich von diesen Schwankungen aber unbeeindruckt, wie jetzt Forscher des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung in Warnemünde (IOW) herausgefunden haben.

Mit einem neuen Sequenzierverfahren konnten sie erstmals das Inventar der Mikrobenarten in der gesamten Ostsee erfassen. Dabei stellten die Forscher fest: Während viele Tiere und Pflanzen mittlere Salzgehalte, wie sie für die zentrale Ostsee typisch sind, meiden, kommen Bakterien hier in unverminderter Vielfalt vor. Sie können durch ihre besondere Anpassungsfähigkeit den anspruchsvollen Übergangsbereich zwischen Süß- und Salzwasser sehr gut besiedeln. Die Analyse ergab noch eine weitere Überraschung: Das häufigste Bakterium - und der häufigste Organismus in der Ostsee insgesamt - ist ein bislang unbekanntes Bakterium aus der Gruppe der Verrucomicrobia, deren Vertreter bisher hauptsächlich in Seen und Böden gefunden wurden. Welche Aufgabe es unter den mikrobiellen Bewohnern der Ostsee wahrnimmt, wollen die Wissenschaftler nun in weiteren Studien klären.

Für Badende bestehe jedenfalls kein Grund zur Sorge, sagt Dr. Daniel Herlemann vom IOW. "Die Bakterien bilden die Grundlage für das Nahrungsnetz in der Ostsee; ohne sie könnten andere Organismen - eukaryotische Einzeller, Muscheln, Krebse und Fische - nicht überleben. Wir haben keine Erkenntnisse darüber, dass die Bakterien für Menschen gefährlich sein könnten und Krankheiten auslösen."