EU-Papier bezieht indirekte Klimafolgen in die Bilanz des Kohlendioxid-Ausstoßes mit ein

Hamburg. Biodiesel aus Raps, Soja oder Palmöl führt nach einer neuen Berechnung zu einem erheblich höheren Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) als herkömmlicher Sprit. Das berichtet die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf ein internes Papier der EU-Kommission. Danach wird durch Biodiesel aus Raps 4,5 Prozent mehr CO2 ausgestoßen, bei Soja sind es 11,7 Prozent. Biodiesel macht etwa zwei Drittel der Biosprit-Produktion aus.

Die Autoren des EU-Papiers haben die CO2-Bilanz im Gegensatz zu früheren Studien nicht nur anhand der Abgase berechnet, sondern sie beziehen auch die Herstellung von Biosprit-Pflanzen und die damit verbundenen indirekten Klimafolgen mit ein. Dazu zählen Verdrängungseffekte in der Landwirtschaft, zu denen es kommt, weil etwa hierzulande Raps für Biodiesel angebaut wird, wo sonst Wald stehen könnte, vor allem aber, weil in Brasilen und Indonesien Regenwald für den Anbau von Biosprit-Pflanzen gerodet wird.

Diesen sogenannten Illuc-Faktor wollte die EU-Kommission eigentlich bereits 2010 in ihre Berechnungen miteinbeziehen, verschob dies jedoch auf Herbst 2011. Die Einführung wäre für Teile der Agrarwirtschaft und die Biokraftstoffindustrie ein Desaster, denn der CO2-Ausstoß durch Biosprit soll 35 Prozent unter dem von normalem Sprit liegen. Wie die Agentur Reuters berichtet, soll der Illuc-Faktor nun erst 2018 zum Tragen kommen. Darauf hätten sich die EU-Kommissare für Energie und Klima, Günther Oettinger (CDU) und Connie Hedegaard, geeinigt.

Umweltschützer sehen die Agrarlobby am Werk: "Dem deutschen Bauernverband wird bange, weil er befürchtet, dass der Rapsanbau nicht den Nachhaltigkeitskriterien genügt", sagt Martin Hofstetter, Agrar-Experte von Greenpeace. Biosprit sei nur dann klimaschonend, wenn er aus Pflanzenresten, etwa Gülle, oder aus Überschüssen hergestellt werde.