Eine spezielle Blutwäsche könnte EHEC-Patienten mit schweren Hirnstörungen effektiver helfen

Greifswald. Während der EHEC-Epidemie kam es bei einigen Patienten mit Hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS) zu schweren Hirnstörungen - warum, ist noch unklar. Eine von mehreren möglichen Ursachen könnten Antikörper gewesen sein, die sich gegen das Shigatoxin bildeten - jenes Gift, das der gefährliche EHEC-Keim im Darm freisetzt.

Doch statt das Gift zu bekämpfen, verbinden sich die Antikörper womöglich mit Teilen des Toxins. Dadurch könnten große Komplexe entstehen, die unter anderem dafür sorgen, dass Gefäße in den Nieren und im Gehirn verstopfen. Das berichten Forscher der Universitätsklinik Greifswald und der Medizinischen Hochschule Hannover in der Fachzeitschrift "The Lancet". Das Team um den Greifswalder Mediziner Prof. Andreas Greinacher hatte während der EHEC-Epidemie zwölf HUS-Patienten zwischen 38 und 63 Jahren, die an schweren Hirnstörungen litten, mit einer speziellen Blutwäsche behandelt. Bei dieser sogenannten IgG-Immunadsorption werden erheblich mehr Antikörper aus dem Blut entfernt als bei der sogenannten Plasmapherese (Austausch des Blutplasmas), der Standardbehandlung bei HUS.

Um andere Infektionen zu vermeiden, führten die Mediziner den Patienten nach zwei Blutwäschen intravenös wieder Antikörper zu. Zehn Patienten hätten seit der Behandlung wieder eine völlig normale Nieren- und Hirnfunktion; zwei Patienten litten noch unter leichten Beschwerden, sagte Greinacher. Alle zwölf Patienten hätten vorher weder auf die Plasmapherese noch auf die Behandlung mit dem Medikament Eculizumab reagiert. Das lege nahe, dass Antikörper bei den Beschwerden eine bedeutende Rolle spielten. Bewiesen sei dieser Zusammenhang zwar noch nicht. Aber nach den bisherigen Erkenntnissen könne die Blutwäsche künftig einigen HUS-Patienten mit schweren Verläufen schneller und besser helfen als die Plasmapherese, sagte Greinacher.

Am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), wo die meisten HUS-Patienten behandelt wurden, arbeiten Forscher derzeit an einer Studie, die Daten aus ganz Norddeutschland einbezieht. Die Ergebnisse sollen Anfang November veröffentlicht werden.