Forscher haben einen Stern entdeckt, den es eigentlich gar nicht geben dürfte

Heidelberg. Ein Team europäischer Astronomen hat einen Stern ausfindig gemacht, der nach herkömmlichem astronomischen Verständnis gar nicht existieren dürfte, da er nahezu ausschließlich aus Wasserstoff und Helium besteht und nur winzige Spuren anderer Elemente enthält. Mit dieser ungewöhnlichen chemischen Zusammensetzung fällt der Stern in eine Art "verbotene Zone" der gängigen Theorie zur Sternentstehung: "Danach hätte der Stern gar nicht existieren dürfen. Schon die Gas- und Staubwolken, aus denen ein solcher Stern entsteht, hätten sich nach dem herkömmlichen astronomischen Verständnis gar nicht ausreichend verdichten können", sagt Dr. Elisabetta Caffau von der Universität Heidelberg, Leiterin des Forscher-Teams.

Der extrem lichtschwache Stern im Sternbild Leo trägt die sperrige Bezeichnung "SDSS J102915+172927" (die Ziffern entsprechen seinen Koordinaten am Himmel), ist vermutlich mehr als 13 Milliarden Jahre alt und hat eine etwas geringere Masse als die Sonne. Nach den Beobachtungen des Wissenschaftlerteams beinhaltet er im Vergleich zu allen bislang untersuchten Sternen den geringsten Anteil an chemischen Elementen, die schwerer als Helium sind. "Dass er so extrem metallarm ist, bedeutet, dass dieser Stern aus der Frühzeit des Universums stammen muss. Möglicherweise handelt es sich um einen der ältesten Sterne, der jemals gefunden wurde", sagt Caffau. Astrophysiker müssten nun einige ihrer Modelle für die Entstehung von Sternen überdenken, betont sie.

Ein großes Rätsel gibt den Forschern auch der Mangel an Lithium in "SDSS J1072915+172927" auf, das sich zu Beginn des Universums gebildet haben muss, in diesem Stern allerdings zerstört wurde. Die Astronomen wollen ihre Untersuchungen nun intensivieren. Sie sind überzeugt, dass es weitere Sterne mit ähnlicher Zusammensetzung gibt.