Die verlängerte Tragzeit bei Rehen nennt man auch Keimruhe, die Geburt wird verschoben. Damit sollen die Überlebenschancen steigen.

Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung, Hamburg:

Dieses Phänomen der verlängerten Tragzeit nennen Experten Keimruhe. Es ist ein Trick der Natur, um die Überlebenschance der Kitze zu erhöhen. Denn obwohl die Brunft jetzt zu Ende geht und viele Ricken bereits trächtig sind, kommen die Kitze erst im Mai zur Welt. Der Grund: Der Embryo beginnt sich erst im Winter zu entwickeln. Nach der Befruchtung teilt sich die Eizelle zunächst zwar, aber dann wird die Keimblase in den nächsten 18 Wochen nicht viel größer als einen Millimeter. So wird die Geburt der Rehkitze nach 285 Tagen in eine vorteilhafte Jahreszeit verschoben. Kämen sie im Winter auf die Welt, wäre es zu kalt und es gäbe nicht genug zu fressen. Das Prinzip der Keimruhe ist nicht nur bei Rehen bekannt. Auch Dachse, Marder, Seehunde und Fischotter nutzen sie, um dem Nachwuchs bei der Geburt perfekte Bedingungen zu bieten.