Etappensieg bei Wiederansiedlung der in Mitteleuropa ausgestorbenen Ibis-Art

Burghausen. Als das Waldrapp-Weibchen Goja im bayerischen Burghausen einschwebte, brach im dortigen Ornithologencamp Jubel aus. Denn die Ibisdame ist die erste ihrer Art, die seit gut 350 Jahren die Alpen überquert hat, um in ihr nördlich gelegenes Brutgebiet zu ziehen - so wie es ihre Artgenossen taten, bevor sie in Mitteleuropa ausstarben. Die Heimkehrerin ist der Lohn für ein Wiederansiedlungsprojekt, das im Jahr 2002 startete.

Damals taten sich österreichische und deutsche Vogelkundler zusammen, um aus Zootieren eine Waldrapp-Generation aufzubauen, die ausgewildert werden kann. Doch die Tiere sind Zugvögel und müssen ihre Flugrouten von den Eltern erlernen. Angespornt durch den Kinofilm "Amy und die Wildgänse" fasste Initiator Dr. Johannes Fritz den Entschluss, den Waldrappen mithilfe von Ultraleichtflugzeugen den Weg in die Winterquartiere südlich der Alpen zu zeigen - in der Hoffnung, dass sie eines Tages selbstständig dorthin zurückfinden, wo sie aus dem Ei schlüpften: in ihr "Brutgebiet" bei Burghausen an der Grenze zu Österreich.

Nach mehreren Anläufen in den Jahren 2004, 2005 und 2007 brachten die Biologen 2009 die ersten Jungvögel von Burghausen erfolgreich ans Ziel: Das Waldrappteam umflog östlich den Alpenhauptkamm, erreichte mit zehn Schützlingen die Toskana. Dann hieß es abwarten, denn erst die geschlechtsreifen Tiere zieht es zurück in die Brutgebiete. Goja zeigte nun, dass sie sich die Flugroute gemerkt hat.