Alkohol kann Krankheiten auslösen, dennoch ist er sehr beliebt

An ihm scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite fördert Alkohol die Geselligkeit. Die durch die Vergärung von Zucker aus unterschiedlichen Grundstoffen wie Weintrauben, anderen Früchten, Getreide oder Zuckerrohr gewonnene Substanz kann aber auch Krankheiten auslösen und Menschen süchtig machen. Körperorgane und Nerven können durch das Zellgift nachweislich geschädigt werden. Bereits bei einem täglichen Konsum von zwölf Gramm reinen Alkohols bei Frauen (entspricht 0,25 Liter Bier oder 0,125 Liter Wein) und 24 Gramm bei Männern (entspricht 0,5 Liter Bier oder 0,25 Liter Wein) steigt das Risiko, eine Folgekrankheit wie Leberzirrhose oder Krebs zu erleiden. Dennoch trinkt jeder Deutsche laut Statistischem Jahrbuch Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2010 innerhalb eines Jahres rund 134,2 Liter alkoholische Getränke. Bier steht auf der Beliebtheitsskala mit 104,8 Litern ganz oben, gefolgt von Trinkwein (20,1 Liter), Schaumwein (3,9 Liter) und Spirituosen (5,4 Liter).

Den Konsum aufgrund möglicher Folgeerkrankungen zu verbieten, davon halten Ernährungsexperten allerdings wenig. "Zu drastische Einschränkungen ignoriert man lieber, als sie zu befolgen", sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. Wenn man tatsächlich einmal ein Gläschen trinken möchte, sollte man im Idealfall allerdings zu dunklem Rotwein greifen. Denn der kann nach Ansicht einiger Wissenschaftler - wohlgemerkt in Maßen konsumiert - einen positiven Effekt auf das Herz-Kreislauf-System haben. "Wein enthält Polyphenole. Das darunter einzuordnende Procyanidin verhindert Untersuchungen zufolge die Verhärtung der Arterien", erklärt Prof. Andrea Bauer vom Institut für Ökotrophologie der HAW Hamburg. Eine besonders hohe Konzentration davon ist in der Rebsorte Tannat enthalten, die in Südwestfrankreich und auf Sardinien verarbeitet wird.

Einen möglichen Beweis für die gesundheitsfördernde Wirkung sehen einige Forscher im sogenannten "French Paradox". Das Phänomen basiert auf der Beobachtung, dass bei der stark Rotwein trinkenden französischen Bevölkerung eine im Vergleich zu anderen Ländern relativ niedrige Anzahl von koronaren Herzerkrankungen existiert, obwohl die französische Küche dafür bekannt ist, dass viel Butter und fettreiche Zutaten zum Kochen verwendet werden. Eine klinische Studie, die das Phänomen belegt, existiert jedoch nicht. "Deshalb sollte man Wein, wie jeden anderen Alkohol auch, nur ab und zu in geringen Mengen genießen und ihn als das wahrnehmen, was er ist: ein Genussgut, das zu besonderen Anlässen auch besonders gut schmeckt", sagt Andrea Bauer.