Das Naturkundemuseum Stuttgart präsentiert eine Kuriosität unter den Insekten-Fossilien. Die Chimäreflügler bilden eine eigene Insektenordnung.

Stuttgart. Fangbeine einer Gottesanbeterin, Brust und Flügelform einer Libelle, Flügeladern einer Eintagsfliege - dieses Insekt war schon zu seiner Lebenszeit vor 120 Millionen Jahren eine Kuriosität. Es lässt sich keiner Großgruppe (etwa Käfern oder Wanzen) zuordnen und bildet deshalb eine bisher unbekannte Insektenordnung, wie Forscher des Stuttgarter Naturkundemuseums herausgefunden haben.

Sie hatten Kalkstein untersucht, der aus der frühen Kreidezeit Brasiliens stammt. Die darin konservierten Larven kannten die Forscher schon länger, doch erst, als sie Fossilien von ausgewachsenen geflügelten Exemplaren erhielten, konnten sie die Tiere einander zuordnen. "Coxoplectoptera", Chimärenflügler, tauften sie die Insekten, die vermutlich im Wasser lebten und dort - zur Hälfte im Boden eingegraben - mit ihren Fangbeinen auf Beute lauerten.

Die Analyse der Fossilien lieferte den Forschern auch neue Hinweise über die Entstehung von Insektenflügel. Bisher wurde angenommen, dass sich die Flügel entweder aus starren Auswüchsen des Skeletts oder aus beweglichen Beinanhängen entwickelten. Merkmale der Larven im Abgleich mit den erwachsenen Tieren hätten nun Indizien geliefert, dass beide Theorien zutreffen könnten, so die Forscher. Demnach könnten Gene aus den Beinen geholfen haben, die Auswüchse des Skeletts beweglich zu machen.