Im Albertinen-Krankenhaus gibt es jetzt 24 Betten für Patienten, die eine Behandlung in der Klinik, aber keinen Spezialisten brauchen

Hamburg. Ein alter Herr, 80 Jahre, lebt noch zu Hause, ist aber nicht mehr richtig fit. Aufgrund einer Vergrößerung der Prostata bekommt er einen Harnwegsinfekt mit hohem Fieber. Dann stürzt er, weil er durch das Fieber geschwächt ist, und kommt in die Klinik. Dort wird er von allen Spezialisten untersucht. Aber keine seiner Krankheiten ist so schwerwiegend, dass er dafür in eine der Spezialabteilungen aufgenommen werden müsste. Trotzdem geht es dem Patienten so schlecht, dass er nicht entlassen werden kann.

Das ist ein typisches Beispiel für eine Notlage, mit der ältere Menschen und ihre Familien zunehmend konfrontiert werden. Deswegen hat das Albertinen-Krankenhaus jetzt eine neue interdisziplinär und allgemeinmedizinisch ausgerichtete Station eröffnet, auf der solche Patienten stationär behandelt werden.

"Früher hatten wir oft nur die Möglichkeit, diese Patienten in der Notaufnahme zu behandeln und nach einigen Stunden wieder zu entlassen - das war für alle eine unbefriedigende Situation", sagt Dr. Michael Groening, Leiter der Station und Facharzt für Allgemeinmedizin. Dem Patienten ging es weiterhin nicht gut, die Ehefrau war verzweifelt, weil sie nicht wusste, wie sie zu Hause mit dem Kranken zurechtkommen sollte, und der Hausarzt war verärgert. Und im schlimmsten Fall musste der Patient nach einigen Tagen erneut in die Klinik aufgenommen werden.

Auf der neuen Station mit 24 Betten werden Patienten aufgefangen, die als Notfall in die Klinik kommen und stationäre Behandlung benötigen, aber keine teure Therapie durch einen Spezialisten der Fachabteilungen, sondern jemanden, der sich auch um die weitere gute Versorgung kümmert. "Das ist sehr aufwendig und von den Fachabteilungen mit vielen schwer kranken Patienten und Spezialuntersuchungen kaum zu leisten", sagt Groening.

Auf der Station werden auch diejenigen Patienten aufgenommen, die in der Notaufnahme noch nicht eindeutig einer Fachabteilung zuzuordnen sind. "Dann legen wir hier das weitere Vorgehen fest, und zwar bereits am ersten Tag des Aufenthalts. Wir sprechen mit dem Patienten über seine Wünsche, mit den Angehörigen, Pflegediensten und Hausärzten, die die Patienten ja schon viel länger kennen als wir", sagt Groening. Danach wird entschieden, was sinnvoll ist. Möglicherweise werden auch weitere Untersuchungen, wie zum Beispiel ein Computertomogramm, durchgeführt. Und wenn weiterer Behandlungsbedarf besteht, werden die Patienten auf eine der Spezialstationen weiterverlegt.

"Oder wir entlassen die Patienten nach Hause und organisieren die weitere häusliche Versorgung durch einen Pflegedienst mithilfe unseres Sozialdienstes. Einige verlegen wir auch in die stationäre Kurzzeitpflege. Dann hat die Familie Zeit, über die weitere Versorgung nachzudenken und, wenn nötig, einen Platz im Pflegeheim zu suchen", sagt Groening. Im Durchschnitt liegen die Patienten nur zwei bis drei Tage auf der Station. Erleichtert werden schnelle Entscheidungen aber dadurch, dass die Ärzte auf der Station jederzeit für Angehörige ansprechbar sind, die häufig mit vielen Sorgen zu ihnen kommen, und dass Groening als Leiter der Abteilung mit zwei Stationsärzten jeden Tag Visite bei allen Patienten macht.