Bestimmte Nervenzellen übertragen den Eindruck von Bewegung auf ruhende Objekte

Rochester. Schon Aristoteles wunderte sich in seiner Schriftenreihe "Parva Naturalia" darüber, wie leicht unsere Wahrnehmung zu täuschen ist. Blicken wir auf ein bewegtes Objekt wie einen Zug und danach auf ein ruhendes Objekt, etwa einen Stein, scheint sich der Stein in die entgegengesetzte Richtung des Zuges zu bewegen. Wie dieser sogenannte Bewegungsnacheffekt zustande kommt, war bisher aber unklar.

US-Hirnforscher haben dies mit einem Video untersucht, das auf der Website des Abendblatts zu sehen ist. Es zeigt eine runde Fläche aus weißen und schwarzen Kreisen, die sich zum Mittelpunkt der Fläche bewegen, wo sich ein blaues X befindet. Konzentrieren sich die Augen auf das X, scheint es sich auszudehnen, entgegen der Bewegung der Kreise. Tatsächlich steht das X still.

Während Probanden das Video betrachteten, zeichneten die Forscher um Davis Glasser von der University of Rochester die Gehirnaktivität auf. Dabei zeigte sich, dass bestimmte Nervenzellen (Neuronen) im mittleren temporalen Areal des Gehirns auf ruhende Objekte so reagierten, als würden diese sich bewegen. Das geschah aber nur, wenn die Neuronen zuvor eine Bewegung verarbeiten mussten. Der Effekt zeigte sich selbst dann, wenn die Bewegung so schnell ablief, dass die Probanden die Bewegungsrichtung bewusst gar nicht bestimmen konnten, berichten die Forscher im Journal "PNAS".

Womöglich hilft diese Anpassung dem Gehirn, die Geschwindigkeit und die Richtung von bewegten Objekten einzuschätzen, vermuten die Forscher. Ob sie damit recht haben, sollen nun weitere Studien klären.