Berlin. Ein internationales Forscherteam hat experimentell ein Bakterium erzeugt, in dessen Erbinformation der Baustein Thymin (T) durch ein synthetisches Element ausgetauscht wurde. Thymin ist, neben Adenin (A), Guanin (G) und Cytosin (C) eine der vier Basen, mit denen die Erbinformation auf der Desoxyribonukleinsäure (DNS) in allen lebenden Zellen kodiert ist.

Die Forscher unter der Leitung von Rupert Mutzel von der Freien Universität Berlin und Philippe Marlière von Heurisko Inc., USA, züchteten Escherichia-coli-Bakterien, denen Thymin gentechnisch entfernt worden war, in einer für die Bakterien gerade noch tolerierbaren Menge der giftigen Substanz 5-Chloruracil. Die Konzentration der toxischen Substanz erhöhte sich automatisch immer dann, wenn genetische Varianten auftauchten, die größere Mengen davon tolerierten. Im Laufe von 1000 Generationen hatten sich die Zellen an die neue Umgebung angepasst: Als Ersatz für Thymin bauten sie 5-Chloruracil in die Erbsubstanz ein.

Ziel dieser "synthetischen Biologie" ist die Erzeugung von Organismen, die nicht in der Natur vorkommen. Sie könnten zur Herstellung von Wirkstoffen oder als alternative Energiequellen eingesetzt werden. Die Gefahren bei möglicher Freisetzung halten die Forscher für gering. Die neuen Organismen sind zur Vermehrung auf die synthetischen Stoffe angewiesen und würden in freier Natur zugrunde gehen.