Die AOK hat einen Krankenhaus-Navigator mit eigenen Bewertungen online gestellt

Hamburg. Wer wegen einer Erkrankung in die Klinik muss, den beschäftigt vor allem eine Frage: Wo finde ich ein geeignetes Krankenhaus in meiner Nähe und welches hat den besten Ruf? Hilfe bei dieser Suche bietet der neue, bundesweite Krankenhaus-Navigator der AOK Rheinland/Hamburg.

Unter der Internetadresse www.aok.de/rheinland-hamburg und dem Stichwort Krankenhaus-Navigator, eingetragen in das Suchfeld, kann sich jeder Interessierte anschauen, welche Klinik in seiner Nähe zur Behandlung eines bestimmten Krankheitsbildes infrage kommt und wie es um die Qualität der Therapie bestellt ist. Bisher kann man dort die Ergebnisse für drei Operationen, den Knie- und den Hüftgelenkersatz bei Arthrose sowie den Hüftgelenkersatz bei Schenkelhalsbrüchen, einsehen.

Für die Beurteilung der Behandlungsergebnisse hat die Krankenkasse die sogenannten QSR-Daten für die einzelnen Krankenhäuser ausgewertet und mit dem Bundesdurchschnitt verglichen. "QSR steht für Qualitätssicherung mit Routinedaten. Das bedeutet, dass wir Daten der Krankenhäuser und eigene Daten unserer Versicherten über einen Zeitraum von zwölf Monaten nach dem Ersteingriff ausgewertet haben. Dabei haben wir überprüft, ob in dieser Zeit Komplikationen aufgetreten sind", sagt André Maßmann, Pressesprecher der AOK Rheinland/Hamburg. Eine solche Qualitätsbetrachtung gehe über die der Krankenhäuser hinaus, weil darin auch der weitere Krankheitsverlauf nach der Entlassung des AOK-Versicherten erfasst wird.

Für die Beurteilung wurden vor allem vom Wissenschaftlichen Institut der Ortskrankenkassen und dem Feisa-Institut in Magdeburg bestimmte Kriterien entwickelt. So erfährt man zum Beispiel, ob beim Kniegelenkersatz bei Arthrose die Raten für ungeplante Folgeoperationen (wie etwa ein Austausch des Gelenkersatzes) oder für chirurgische Komplikationen (wie zum Beispiel eine Wundinfektion) im Bundesdurchschnitt lagen oder nach oben oder unten abweichen. Erfasst wird auch, ob die Raten für Thrombosen und Lungenembolien und für die Sterblichkeit im Durchschnitt lagen.

"Damit kein schiefes Bild entsteht, fließen in diese Bewertung auch die Altersstruktur und das Geschlecht der behandelten Patienten mit ein. Außerdem werden Daten aus insgesamt drei Jahren analysiert und es werden nur Kliniken bewertet, in denen insgesamt mindestens 30 AOK-Versicherte in dem beschriebenen Bereich behandelt wurden. Daraus wird dann eine Gesamtbewertung erstellt, die im besten Fall drei Punkte ergibt", erklärt Maßmann.

Wer außerdem wissen möchte, wie viele Fälle ein Krankenhaus in dem jeweiligen Bereich behandelt, kann das unter dem Stichwort Basisinformationen in einer gesonderten Tabelle nachschlagen. Zusätzlich hat die AOK erste Befragungen zur Patientenzufriedenheit mit den einzelnen Kliniken durchgeführt, deren Ergebnisse ebenfalls in einer gesonderten Tabelle nachzulesen sind. "Dabei handelt es sich aber nicht um eine medizinische Bewertung, sondern wir haben unsere Versicherten zum Beispiel dazu befragt, wie zufrieden sie mit der Kommunikation mit Arzt oder Pflegepersonal oder mit der Aufnahmeprozedur in den jeweiligen Kliniken waren", sagt Maßmann. Die Patientenbefragungen, die bisher veröffentlicht sind, beziehen sich sowohl auf die allgemeine Zufriedenheit mit dem Krankenhaus als auch auf die Fachabteilungen, zum Beispiel Innere Medizin, Chirurgie, Orthopädie und Gynäkologie. Sie sind im Ganzen jedoch bisher noch sehr lückenhaft.

Die Ausweitung des Krankenhaus-Navigators mit QSR-Daten auf andere Krankheitsbilder ist geplant. So soll im Herbst ein weiteres Krankheitsbild in den Navigator aufgenommen werden. "Welches das sein wird, ist aber noch nicht bekannt", sagt Maßmann.

Insgesamt sorgt der Krankenhaus-Navigator für mehr Transparenz - ein Kriterium, das bei Experten auf Zustimmung stößt. "Wir können uns der Transparenz nicht entziehen", sagt Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer. Jeder Schritt in diese Richtung sei für den Patienten hilfreich. "Grundsätzlich finden wir Qualitätstransparenz gut", sagt auch Dr. Claudia Brase, Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft. Das Projekt "Qualitätskriterien aus Routinedaten" sei eine Richtung, die sich bereits etabliert habe und mit der man arbeiten könne.

Ein bisher ungelöstes Problem gebe es aber: "Die Fallzahlen sind bei vielen Qualitätskriterien zu klein, um wirklich eine Aussage über die Qualität treffen zu können", sagt Brase und beruft sich auf eine Studie. "Ein Beispiel dafür ist die Sterblichkeit nach einem Hüftgelenkersatz bei Arthrose. Da bräuchte man eigentlich pro Krankenhaus 2500 Eingriffe pro Jahr, um eine belastbare Aussage über die Sterblichkeit als Qualitätskriterium treffen zu können."