Energiesparlampen setzen Schadstoffe frei, ergab ein Test für den NDR. Das Umweltbundesamt gibt Entwarnung

Hamburg. Energiesparlampen enthalten nicht nur giftiges Quecksilber, das frei wird, wenn eine Lampe zu Bruch geht, sie geben auch während des Betriebes Schadstoffe ab. Nach einem Bericht des NDR-Magazins "Markt" setzen die Lampen "messbare Mengen" an Phenolen frei, eine Schadstoffgruppe, die unter Verdacht steht, Krebs auszulösen. Peter Braun vom Berliner Alab-Labor, der für den NDR die Messungen durchführte, warnt: "Für solche krebserzeugenden Substanzen gilt das Minimierungsgebot, sie sollten also möglichst vollständig aus der Umgebung des Menschen verschwinden."

Kollege Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace, stimmt dem zu: "Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stuft Phenole und die verwandten Kresole als möglicherweise krebserregend ein; die EU hält sie zumindest für erbgutschädigend. Es gibt also gute Gründe, Emissionen dieser Substanzen möglichst gering zu halten."

Neben dem Phenol fand Braun weitere sogenannte flüchtige organische Verbindungen (VOC), die gesundheitsschädigend wirken. Das Umweltbundesamt (UBA) sieht in einer ersten Stellungnahme dennoch keine Gefahren: "Das Wichtigste: Die Konzentrationen von VOC aus Energiesparlampen, die wir in Innenräumen erwarten, sind sehr gering. Sie lassen keine gesundheitlichen Wirkungen befürchten."

In der Prüfkammer seien fabrikneue Lampen drei Tage lang angeschaltet vermessen worden, so das UBA. Unter solchen Bedingungen seien "flüchtige Substanzen auf jeden Fall erwartbar". Zudem müssten die gemessenen Konzentrationen in einer 22,5 Liter großen Prüfkammer auf das Volumen eines Standardraums von 25 bis 30 Kubikmeter übertragen werden. Eine Abschätzung der realen Raumluftkonzentration fehle. Fazit des UBA: "Die hier gemessenen niedrigen Konzentrationen sind in einem realen Wohn- oder Arbeitsraum vermutlich vernachlässigbar gering."

Die Quelle der Phenol-Emissionen liegt bei den Lampen noch im Dunkeln, die Schadstoffe könnten aus Klebstoffen oder Bauteilen ausgegast sein, vermutet Umweltanalytiker Braun. Bekannt ist, dass Phenolharz-gebundene Kunststoffe, aus denen Leiterplatten hergestellt werden, Phenole ausdünsten. IT-Geräte, etwa PC-Bildschirme, geben generell Phenole an die Raumluft ab. Für sie gibt es einen Grenzwert für die Raumluftbelastung: 100 Mikrogramm pro Stück und Stunde.

Würden die bei den Energiesparlampen gemessenen Werte auf die Bedingungen des Grenzwertes umgerechnet, so würden sie ihn deutlich einhalten. Manfred Santen sieht dennoch keinen Grund zur Entwarnung: "Wenn, etwa in einem Kinderzimmer, viele Lampen installiert sind und die Kompaktleuchtstofflampen womöglich am Kinderbett als Leselampe dienen, könnte es problematisch werden. Die Messergebnisse sollten Anlass sein, bei der Schadstoffemission der Lampen genauer hinzuschauen."

Die Lampen sollten nicht in Kopfnähe installiert sein

Weiter kritisch bleibt der Quecksilbergehalt der Stromsparer. Wenn eine Lampe zerbricht, kann die Quecksilberkonzentration 20-fach höher sein als der Richtwert für Innenraumluft, warnte das UBA im Dezember 2010. Das Amt appellierte an die Hersteller, Lampen mit möglichst wenig Quecksilber anzubieten und mittelfristig ganz auf das giftige Metall zu verzichten. Auch ein Gehäuse aus unzerbrechlichem Kunststoff könne Abhilfe schaffen.

Andreas Kirchner, Hamburger Obmann für Umweltschutztechnik des Verbands Deutscher Ingenieure, sieht die Energiesparlampen generell mit Skepsis: "Das Quecksilberproblem wird oft unterschätzt, zudem entstehen um die Lampen elektromagnetische Felder, Elektrosmog. Ich setze sie deshalb nur sehr sparsam ein. Sie sollten zumindest nicht in schlecht durchlüfteten Räumen und in Kopfnähe genutzt werden."

Greenpeace-Experte Santen hält die Energiesparlampen eher für eine Brückentechnologie zu einer effizienteren Beleuchtung mit Leuchtdioden, kurz LED. "Aber LED bestehen aus ähnlichen Bauteilen. Deshalb müssen auch sie auf Phenolemissionen geprüft werden, zumal diese vermeidbar wären."