Bachelor-Studenten der Uni untersuchen Grund der Außenalster

Hamburg. Blauer Himmel und Sonne - perfekte Voraussetzungen für einen Bootsausflug auf der Alster. Doch als gestern fünf Studierende des Uni-Fachbereichs Geowissenschaften am Anleger Alte Rabenstraße losschipperten, war konzentriertes Arbeiten gefragt: Mit seismischen Messungen und Bodenproben wollen sie in den nächsten Wochen der Geschichte der Alster auf den Grund gehen.

"Im Vordergrund der Fahrten steht die Ausbildung im Umgang mit den Messinstrumenten", sagt Projektleiter Dr. Jürgen Möbius. Auf der Alster lernen die Nachwuchswissenschaftler Meeresforschung im Kleinen. Sie studieren im sechsten Semester und müssen bis Ende August ihre Bachelorarbeiten abliefern, die verschiedene Aspekte der Alsterexkursionen beleuchten.

Zebramuscheln besiedeln massenhaft die Alster

Marco Paulat und Tobias Klindt haben sich die Seismik ausgesucht. Mit Schallwellen und deren Reflexionen, ausgesendet und aufgezeichnet von einem schwimmenden Gerät, das neben dem Boot der Wasserschutzpolizei hergezogen wird, untersuchen sie den Alstergrund in bis zu zehn Meter Tiefe. Es gilt, eiszeitliche Rinnenstrukturen und Flusssysteme zu entdecken, die den Zustand der Alster widerspiegeln, bevor sie Ende des zwölften Jahrhunderts aufgestaut wurde.

In drei Fahrten vermisst das Duo insgesamt 50 Kilometer Strecke in Form eines Rasters, das über die Außenalster gelegt ist. Alte Fahrräder und Ähnliches ließen sich damit nicht entdecken, sagt Möbius, "aber wir haben festgestellt, dass am Grund mehr Schlick ist als erwartet und dass dort massiv Zebramuscheln siedeln". Die auch Dreikantmuschel genannte Art stammt ursprünglich aus dem Schwarzen Meer. Sie tauchte anno 1830 erstmals in Hamburg auf und verbreitete sich schnell.

Bodenprofile sind ein Fenster in die Vergangenheit

Zur genauen Auswertung der seismischen Bilder und für eigene Untersuchungen nehmen die Studienkollegen Lukas Iwan und Alexander Noldt Bodenproben. "Wir haben bereits 13 oberflächliche Proben genommen, heute kommt noch eine Handvoll Bohrkernproben. Sie liefern uns Bodenprofile bis in eine Tiefe von einem halben bis einen Meter", sagt Lukas Iwan.

Die Profile sind ein Fenster in die Alstervergangenheit. Die Geologen wollen zunächst das Alter der unterschiedlichen Schichten bestimmen. Sie erhoffen sich Hinweise zur Wasserqualität der vergangenen 100 Jahre. So lässt die Konzentration von organischem Material oder Stickstoff in den einzelnen Schichten Rückschlüsse zum Nährstoffgehalt des Wassers zu, das zur jeweiligen Zeit über dem Grund stand.

Sebastian Namyslo will aus den Böden eine ganz spezielle Information extrahieren. Er ist auf der Suche nach den Samen des Indischen Springkrauts. Namyslo: "Das Springkraut kam erstmals 1837 in die Botanischen Gärten der Stadt. Von dort verbreitete es sich rasant und ist heute fast überall zu finden." Auch an den Ufern des Alsterlaufs. "Ich erhoffe mir, dass wir in der Schichtung eine Stelle finden, an der abrupt keine Pollen mehr vorkommen. Auf diese Weise kann ich bei der Datierung der Schicht helfen, denn die Verbreitung des Springkrauts in Hamburg ist gut dokumentiert."

Generell eigneten sich die meist recht widerstandsfähigen Pflanzensamen sehr gut für Rekonstruktionen der Vegetation und auch des Klimas der Vergangenheit, so Namyslo. Für seine Bachelorarbeit reicht es jedoch aus, die Karriere des Springkrauts am Alsterufer zu ergründen.

www.ifbm.zmaw.de