Tokio. Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 3,5 Metern pro Sekunde und der 35-fachen Erdbeschleunigung schießt die Zunge eines Chamäleons heraus und erreicht dabei seine sechsfache Länge. Wissenschaftler um Alexis Debray vom Forschungszentrum Canon in Tokio haben dieses Wunder der Evolution jetzt genau untersucht und nach dem Vorbild der Natur eine künstliche Zunge entwickelt, die sogar eine doppelt so hohe Geschwindigkeit erreicht. Wie sie in der Fachzeitschrift "Bioinspiration & Biomimetics" berichten, könnte dieser ultraschnelle Manipulator für Fabrikroboter oder sensible Kontaktsensoren eingesetzt werden.

Die hohe Elastizität der Chamäleonzunge entsteht durch das Gewebe, das sich wie eine Ziehharmonika zusammenfalten kann. Debray baute dieses System nach: Er steckte einen Faden aus hoch elastischem Silikongummi mit einem winzigen Magneten in eine kleine Spule. Fließt nun elektrischer Strom durch die Windungen der Spule, wird der Magnet mitsamt Gummifaden herauskatapultiert. Über die Drehungen eines Elektromotors kann der Faden danach sehr schnell wieder aufgerollt werden. Nun soll noch die Kontrolle über Richtung und Ziel der künstlichen Zunge verbessert werden.