Die Blütenränder wachsen schneller und bewirken so das Öffnen der Knopsen

Cambridge. Dichter aller Zeiten haben die Lilie besungen - wissenschaftlich verstanden ist sie erst jetzt: US-Forscher fanden heraus, welche Vorgänge in der Knospe die Blüte zum Entfalten bringen. Dass die Ränder und nicht die Mittelrippe der Blütenblätter schneller wachsen und den nötigen Druck in der Knospe aufbauen, widerlegt bisherige Theorien, schreiben sie in den "Proceedings of the National Academy of Sciences". Zugleich untermauern die Ergebnisse eine Annahme Goethes. Er hatte postuliert, dass Blütenblätter und Blätter aus einem gemeinsamen Ursprung entstanden.

Die Forscher hatten Knospen der orientalischen Lilie beim Erblühen beobachtet und analysiert: Sie markierten unter anderem Ränder und Mittelrippe der Blütenblätter mit Punkten und filmten die sich öffnenden Knospen über vier Tage lang. Es zeigte sich, dass die zentrale Linie der Blütenblätter um rund zehn Prozent wuchs, während ihre Ränder um rund 20 Prozent zulegten. Damit baut sich noch in der geschlossenen Knospe ein hoher Druck auf.

Die Erkenntnisse könnten sich auch auf ähnliche Blütenformen übertragen lassen. Vor allem aber auch auf technische Anwendungen im Bereich elastischer dünner Schichten und entfaltbarer Strukturen.

Video: Aufblühende Pflanzen